Blumen für Nemzow

Moskauer gedenken ermordeten Putin-Kritikers

Ausland
27.02.2023 21:21

Trotz des Risikos von Festnahmen haben in Russlands Hauptstadt Moskau zahlreiche Menschen des vor acht Jahren ermordeten Oppositionellen Boris Nemzow gedacht. Auf der Brücke in unmittelbarer Nähe zum Kreml, auf der Nemzow am 27. Februar 2015 erschossen worden war, legten am Montag bis in den Abend hinein Menschen Blumen nieder. Mehrere Polizisten patrouillierten an der Gedenkstelle.

Tagsüber war eine junge Frau festgenommen worden, die ein Plakat mit der Aufschrift „Boris“ trug. Nemzow galt unter anderem als großer Unterstützer der Richtung Westen strebenden Ukraine, gegen die Russland seit einem Jahr offen Krieg führt. Im März 2014, kurz vor der Annexion der Krim, hielt er bei einem Friedensmarsch in Moskau eine Rede, in der er Putin scharf für sein Agieren in der Ukraine verurteilte und vor einem Krieg warnte (siehe Tweet unten).

Im selben Jahr sagte Nemzow in einem Interview über Putin: „Er hat sich die Krim genommen. Als Nächstes wird er sich Kiew nehmen, danach ist die Republik Moldau dran ...“. Dort wachsen jetzt tatsächlich die Befürchtungen, dass der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine auch auf deren kleines Nachbarland übergreifen könnte.

Im Alter von 55 Jahren wurde er aus einem Auto heraus erschossen. Ein Gericht verurteilte 2017 zwar einen mutmaßlichen Mörder und vier Komplizen aus dem Nordkaukasus zu langen Haftstrafen. Doch der Mord an dem Oppositionspolitiker, der unter Präsident Boris Jelzin von 1997 bis 1998 Vize-Ministerpräsident Russlands war, wirft bis heute viele Fragen auf. Die Familie Nemzows beklagt, dass nach den Drahtziehern nie wirklich gesucht worden sei.

„Beispiel inspiriert Tausende“
„Die Erinnerung an ihn lebt weiter“, schrieb der im Ausland lebende russische Kremlgegner Michail Chodorkowski auf Twitter. „Sein Beispiel inspiriert Tausende Russen, keine Angst mehr zu haben und ihre Heimat frei zu machen.“

Oppositionelle Aktionen jeder Art sind seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine in Russland sehr selten geworden. An improvisierten Gedenkstellen für die ukrainischen Opfer werden immer wieder Menschen festgenommen, die Blumen ablegen wollen.

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