Diese Woche hat die Stadt Wien ihren letzten Kleingarten verkauft. Zumindest die Vereine atmen jetzt auf. Die einstmals gutgeheißene Kaufmöglichkeit hatte sich zum Albtraum für die Kleingärtner entwickelt.
Mit einem unscheinbaren Routine-Antrag im Bauausschuss des Gemeinderates ist diese Woche eine 26-jährige Entwicklung zu Ende gegangen, die das Stadtleben nachhaltig geprägt hat: Der Verkauf der letzten städtischen Kleingartenparzellen wurde bewilligt.
Seit 1996 hatten die Kleingärtner ihre Gartenparzelle der Stadt abkaufen und Eigentümer werden können - nun ist endgültig damit Schluss. 5565 Menschen haben diese Gelegenheit genutzt, 13 Prozent der gesamten Kleingartenfläche Wiens - in Summe 1,86 Quadratkilometer - wechselten auf diese Art den Eigentümer.
Anfangs hui, dann pfui
Die Kleingärtner selbst hatten die Kauf-Option anfangs willkommen geheißen, wie auch Wiens Kleingarten-Obmann Helmut Bayer bestätigt. Nachhaltige Investitionen in Häuschen und Garten schienen sich erstmals zu lohnen. Es dauerte jedoch nicht lange, bis die Kleingartenidylle durch die neuen Strukturen gestört wurde.
Schrebergartenstreit im Gemeinderat
„Wenn jemand den Garten in zweiter und dritter Generation übernimmt, dann lebt der ganz anders im Verein“, so Bayer. Neue Eigentümer oder überhaupt „Immobilienhaie“ (Bayer) hätten nicht auf Gepflogenheiten und das Vereinsleben Rücksicht genommen: „Früher waren die Kleingartenvereine eine echte Gemeinschaft. Die Verkäufe haben das zersetzt.“
Der Verkaufsstopp wurde 2021 mit den Stimmen von SPÖ, Grünen und Neos eingeleitet. Auch heute noch bleiben Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál und die Wiener Grünen dabei, dass damit Spekulationen endlich ein Riegel vorgeschoben worden sei. Die Wiener ÖVP sieht hingegen einen Beleg für „eigentumsfeindliche Politik“.
Ohnehin gehören aber nur 40 Prozent aller Wiener Kleingartenflächen der Stadt. Andere - vor allem ÖBB, Bund und kirchliche Institutionen - sind nicht an den Beschluss gebunden. Mindestens 14.400 Kleingärten stehen somit für Pächter weiter zur Verfügung. Und entgegen gängiger Annahmen hat man durchaus Chancen, neu zum Vereinsleben dazuzustoßen: 2022 wechselten in Wien rund 1100 Gärten die Pächter, rund 500 davon gingen an neue Kleingärtner.
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