William Shakespeares Komödie „Wie es euch gefällt“ hatte am Samstag Premiere am Wiener Burgtheater und ist dank feiner Besetzung beinahe geglückt.
Alle Poesie, alle Geheimnisse, alle Illusionskünste des Theaters sind in der Gestalt der Herzogin Rosalinde angelegt. Aber auch alle Schrecknisse „genderfluiden“ Kreischkrawalls, mit dem heute eine zum Platzen aufgeblähte Dramaturgen- und Feuilletonistenblase das Publikum zu lohnenderen Freizeitaktivitäten treibt: Eine junge Frau verkleidet sich auf der Flucht vor politischer Nachstellung als Mann. Sie nennt sich Ganymed, nach dem Lustknaben des Zeus. Der Mann ihres Lebens erkennt sie nicht, lässt sich aber, betört durch die Ähnlichkeit, von ihr zu einem erotischen Spiel verführen: Wie, wenn man so täte, als wäre Ganymed eine Frau?
Auch anderweitig hat Shakespeare 1599 allerhand thematisiert, was uns heute bewegt: Machtmissbrauch, weibliche Selbstbestimmung, die Natur als Fluchtort aus der vergifteten Zivilisation. Das kann betörend oder in Banalität enden. Die Regisseurin Tina Lanik verständigt sich zumindest zwei Drittel des Abends auf Variante eins. Alles ist hier Theater wie von Pirandello. Auf beinahe leerer Pawlatsche (Stefan Hageneier) entspinnt sich eine melancholische Groteske, schön auf die Sprache und die Präsenz der Schauspieler gearbeitet. Die kompliziert verästelte Geschichte wird sehenswert in ein absurdes Märchen entlassen.
Im Zentrum der Ereignisse betört Nina Siewert als Rosalinde. Martin Reinke zeigt als böser und als guter Herzog ein virtuoses Doppelspiel und hat dazu noch einen freundlichen Hirten übernommen. Andrea Wenzls Narr, Christoph Lusers „Orlando“, Elisabeth Augustin (Orlandos Bediensteter Adam), Sabine Haupt und Kollegen formieren ein tadelloses Ensemble. Die Enttäuschung folgt nach der Pause: Der 17-jährige Sänger Oskar Haag, der zuvor diskret und stimmungsvoll geklampft hat, rückt plötzlich ins Zentrum eines aufdringlichen Pop-Konzerts. Der Abend kann sich trotzdem sehen lassen.
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