Neues Album „Sprint“

Cid Rim: Klang-Lebensfreude durch das Sonnenlicht

Musik
03.07.2025 09:00

Für sein neues Album „Sprint“ ist der Wiener Musiker Cid Rim aka Clemens Bacher einen Winter lang in das Leben und Wirken von Mexiko City eingetaucht. Das hatte direkte Auswirkungen auf die Kreativität und deren Umsetzung. Mit der „Krone“ reflektiert der international erfolgreiche Wiener seine letzten Jahre.

kmm

Die Kraft der Gegensätze ist ein in Kunst und Kultur erprobtes Mittel, um die Kreativität zu pushen und neue Ufer anzusteuern. Der Wiener Elektronik-Künstler Clemens Bacher aka Cid Rim hat sich auf seinen letzten Werken „Songs Of Vienna“ und „Songs For Vienna“ vornehmlich um die klangliche Urbanität der österreichischen Metropole gekümmert, sein brandneues Album „Sprint“ geht hingegen in eine ganz andere Richtung. Schuld daran war ein Urlaub im sonnigen Mexiko City 2022. Aus dem kurzen Aufenthalt mit der Lebensgefährtin entwickelten sich ein paar spontane Studiosessions und erstes Zeh-ins-Wasser-halten bei einer neuen Kultur – und der inhärente Wunsch, so schnell wie möglich wiederzukommen und die Atmosphäre so intensiv wie möglich aufzusaugen. Im darauffolgenden Winter ging es sogleich zurück und die Kreativspirale hat sich sofort in Gang gesetzt.

Sounds bei Tageslicht
„Ich wollte nur einen Platz, wo ich ein paar Boxen, eine Soundkarte und ein Mini-Keyboard habe, aber nach ein paar Wochen hatte ich schon ein Studio.“ Direkt daneben werkte die bei Finesse Records unter Vertrag stehende und im lateinamerikanischen Raum boomende Künstlerin Girl Ultra, mit der sich Cid Rim Ideen und eine gute Zeit teilte - Tür an Tür. „Wir haben uns unsere Ideen vorgespielt, uns Feedback gegeben und zwischendurch auch mal bei einer Flasche Whisky alles analysiert.“ Die geografisch als auch klimatisch völlig veränderten Umstände haben sofort auf die Musik abgefärbt. „Zeig mir in Österreich allein schon mal ein Studio, wo Tageslicht reinkommt. Wir waren in einem Haus mit sehr viel Sonnenlicht. Das Studio ist wie eine kleine Hütte reingebaut. Es gab ein kleines Bad, eine kleine Küche und der Rest war Terrasse mit Kakteen, einem Sonnensegel in Camouflage-Optik und extrem viel Sonne. Man konnte sich die Leiter schnappen, raufgehen und sich auch mal eine Runde aufs Ohr legen.“

Wer sich jetzt ein Beat-lastiges Latino-Album erwartet, ist aber auf der falschen Spur. „Sprint“ klingt nicht nach mediterranen Einflüssen, sondern hat sich schlichtweg seine positive Melodieführung aus der Umgebung gezogen. Im mexikanischen Studio stand ein altes, einfaches Schlagzeug herum. Für den ausgebildeten Jazz-Drummer eine Einladung, mehr Organisches aus dem Sound zu ziehen. „Daraus hat sich ein Gefühl ergeben, das ich lange vermisst habe. Ich komme aus dem Hip-Hop und der Elektronik, habe meist mit Computerprogrammen, Synthies, Drum-Computer und elektronischen Samples Clubmusik kreiert. Aber mir kamen diese elektronischen Elemente irgendwie so unecht vor. Ich habe Musik plötzlich ein bisschen so gesehen, wie unsere Elterngeneration. So habe ich etwa das Schlagzeug mit zwei Mikros, zum Teil bewusst schlampig, aufgenommen. Ich will, dass es so klingt, als würdest du direkt beim Einspielen danebenstehen. Ich habe auch im Nachgang nicht viel verändert.“

Mut zum Simplen
Nachdem der Grundstock der Musik entstanden war, wurde das Album in Wien gemischt und gemastert. Dort direkt im darauffolgenden Frühling, der sich von seiner kalten und spätwinterlichen Seite zeigte. „Das war natürlich ein Bruch, mit diesen sonnigen, in Dur gehaltenen Songs wieder heimzukommen und dann bei diesen Bedingungen in den Endspurt zu gehen.“ Freunde, wie zum Beispiel Dorian Concept, waren in der Finalisierung von „Sprint“ genauso wichtig. Üblicherweise arbeitet Cid Rim in so vielen Details wie möglich allein, dieses Mal ließ er Meinungen und Inputs von außen bewusst zu. „Der Song ,Yes‘ etwa klingt mit seinen simplen Texten fast wie ein naives und positives Kinderlied mit Big Beat. Ich habe dann gedacht, da muss ich noch ein bisschen herumdoktern, den Track ausweiten und anspruchsvoller gestalten, aber ich habe mithilfe der anderen peu à peu verstanden, dass alles so passt, wie es ist. Ich habe mir dadurch zugetraut, den simplen, aber ursprünglichen Gedanken umzusetzen.“

Auf seinen „Vienna“-Werken hat sich Cid Rim vor allem um gesellschaftspolitische und persönliche Gedanken gekümmert, dieses Mal ließ er sich musikalisch und textlich mit dem Flow treiben und davon überraschen, was dabei rauskommt. Parallelen zwischen Mexiko und Wien lassen sich verorten. „Die Mexikaner haben auch ein natürliches und entspanntes Verhältnis zum Tod. Das ist ein bisschen wie bei uns. Dort vermischt sich das religiöse mit dem spirituellen Leben. Sie haben einerseits das Katholische, aber auch die aztekischen Naturgötter und Symbole. Da ist das ganze Spektrum vom Aberglauben bis zur Psychotherapie zu finden – und alles, was dazwischen liegt. Die Menschen sind dort entspannt und undogmatisch.“ Der Albumtitel hat übrigens gar nichts mit dem Rest des Albums zu tun. „Ich habe gemerkt, dass mir das Laufen zu den Songs leichtfiel. Ich war regelrecht beflügelt und bin immer wieder schnell gesprintet – so kam das eine zum anderen.“

Live im Porgy & Bess
Live erleben kann man Cid Rim mit dem neuen Album „Sprint“ und Klassikern aus der Vergangenheit übrigens auch im eher klassischen Rahmen – am 31. Oktober im Wiener Porgy & Bess. Mit dem Weltenbummeln ist es für den kreativen Freigeist jetzt erst einmal vorbei. Als frisch gebackener Vater hat sich der 40-Jährige nun wieder in Wien verwurzelt und wird seine Abstecher kürzer timen. Man darf gespannt sein, wohin die musikalische Reise als Nächstes geht.

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