Um die medizinische Notfallversorgung flächendeckend zu erhalten, haben sich Ärztekammer, Notärzte und Land Kärnten auf ein Paket geeinigt. Ein nicht unwesentlicher Punkt: Bessere Tarife für Notarztdienste.
Immer wieder ist das Notärztesystem in die Kritik geraten, Dienste sind zunehmend schwieriger zu besetzen, die Pensionswelle leistet ihren Beitrag dazu. Im Dezember 2019 ist das Problem erstmals akut aufgetreten: In gleich zwei Bezirken gab es keine Notarzt-Besetzung.
Notärzte sind in lebensbedrohlichen Situationen abrufbar. Dafür sorgen einerseits die vier Helikopter und andererseits die neun Stützpunkt am Boden.
Beate Prettner, Gesundheitsreferentin
Nun haben die Ärzte und das Land Kärnten ein Notärztepaket geschnürt, das Markus Opriessnig, der Präsident der Ärztekammer Kärnten, Wertschätzungspaket nennt: „Denn es geht nicht nur um höhere Honorare - mit denen war Kärnten bisher das Schlusslicht in Österreich, kommt nun aber in das solide Mittelfeld -, es geht um mehr.“
Bis zu 23 Prozent mehr Geld
„Das bis dato letzte große Notärztepaket haben wir 2020 präsentiert“, so Gesundheitsreferentin Landeshauptmannstellvertreterin Beate Prettner. Dann sei das System mehrmals optimiert worden, nun gibt es Honoraranpassungen: Das aktuelle Honorar für einen Wochenenddienst (Samstag oder Sonntag) sowie für einen Feiertag wird von 1243,44 Euro um 23,4 Prozent angehoben - und beträgt folglich ab Jänner 2023 1584 Euro. „Für einen Wochenenddienst sind das also 3.168 Euro“, so Prettner. Für die Dienste unter der Woche werden die Tarife um 19 Prozent erhöht - von 42,77 Euro auf 51 Euro pro Stunde, was für einen 16-Stunden-Dienst 816 Euro ergibt.
Derzeit sind in Kärnten etwa 150 Notärzte verfügbar. 800 Mediziner haben zwar das Notarztdiplom, stehen aber nicht für derartige Einsätze zur Verfügung. Zu den 150 Notärzten kommen noch die Freelancer aus anderen Bundesländern dazu.
Die neun Stützpunkte befinden sich in Klagenfurt, Villach, Spittal, Hermagor, Feldkirchen, St. Veit, Friesach, Völkermarkt und Wolfsberg.
Österreichweit führend ist Kärnten bei den Einsatzzeiten: durchschnittlich 10 Minuten, an fünf von neun Stützpunkten sogar darunter.
Pro Jahr werden etwa 5500 bodengebundene Notarztdienste absolviert: Rund 2.300 durch Krankenanstalten, also aus dem Dienst heraus; rund 3.200 auf freiberuflicher Basis.
Weitere Maßnahmen
Das Land wird auch die Notarztausbildung für Mediziner, die wirklich Dienste übernommen wollen, finanzieren. Die Kosten schlagen sich pro Person mit gut 2000 Euro zu Buche. Zudem bietet das Land nach besonders fordernden Einsätzen Supervision an und kauft einheitliche, schützende Einsatzkleidung.
Neuer Dreh- und Angelpunkt
Völlig neu ist die Position des Notarztkoordinators: Michael Moser, der seit knapp 20 Jahren Notarzt ist - auch fliegend - und bereits knapp 5000 Einsätze hinter sich hat, koordiniert ab nun das Notärztesystem, bildet die Schnittstelle zwischen den Medizinern und dem Land und berät das Land. „Wir wollen die Notarztdienste lückenlos sicherstellen, 365 Tage im Jahr zu je 24 Stunden“, betont Moser, der auch ein Backupsystem hat: „Freelancer aus anderen Bundesländern können eingesetzt werden. Ohne die Tarifanpassung wäre das nicht gegangen.“
Mit vier Helikoptern und neun Stützpunkten ist Kärnten überproportional gut versorgt. Mit dem neuen Notärztepaket ist ein Wind der Motivation spürbar.
Michael Moser, Notärzte-Koordinator des Landes Kärnten
Da an den neun Stützpunkten hauptsächlich 24-Stunden-Dienste verrichtet werden, sind pro Tag neun Notfallmediziner notwendig. Einige teilen die Dienste aber. „Daher kann man keine Zahl nennen über notwendige neue Kollegen“, so Moser, der betont: „Wir Notärzte machen das, weil wir es gerne machen - für meine und für Ihre Angehörigen.“ Verbesserungen seien jedoch immer gut. „Und nun kehrt Ruhe in die Debatte ein. Das ist gut so.“
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