„Krone“ vor Ort

Mit Österreichs Kampfschwimmern im Senegal

Ausland
28.11.2022 19:00

Wenn ein Binnenland wie Österreich in einem Wüstenstaat wie dem Senegal ausgerechnet Kampftaucher ausbildet, so muss das erklärt werden. Am besten von der Verteidigungsministerin selbst, bei ihrem Blitzbesuch in Dakar. Die „Krone“ war dabei. 

Bei knapp 30 Grad im November steht Klaudia Tanner hier in Dakar zwischen Jagdkommando-Tauchern und Logistikern des Bundesheeres, die - weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit - seit 2018 die senegalesischen Streitkräfte ausbilden. Bei gerösteten Erdnüssen muss die Ministerin ausholen: Österreich engagiere sich hier, weil man bereits unter Bruno Kreisky den Kontakt zu der ehemaligen französischen Kolonie intensiviert hat. Der Raum sei „ein enorm wichtiger“ - vor allem nach den Rückschlägen in Mali und Burkina Faso. „Österreich ist zwar neutral, aber das heißt nicht, dass wir nur Trittbrettfahrer sind“, sagt die Ministerin. „Wir leisten unseren Beitrag in der Region.“

Mit Enterleiter und Speedboot
Gemeint ist damit der Kampf gegen den Drogenschmuggel aus Südamerika und den Menschenhandel. Denn politisch ist der Senegal stabil. Geputscht wurde hier noch nie. Das liegt auch an dem hohen Ansehen, das die senegalesischen Streitkräfte im Land genießen. Und ihrem Potenzial: Unter den Augen der österreichischen Ausbilder zeigen sie im Hafen von Dakar, wie sie ein Schiff per Speedboot und Enterleiter aufbringen - in voller Fahrt und bei Wellengang (siehe Video oben). Die Gischt spritzt über das aufgeraute Stahldeck, die Turbine des Patrouillenbootes heult schrill auf. Mittendrin: Klaudia Tanner, die den Daumen nach oben streckt. Mindestens fünf Jahre lang laufen diese Ausbildungsmissionen. Wie nachhaltig sie sind? „Wenn es wo in Westafrika funktioniert, dann hier im Senegal“, sagt ein Offizier zur „Krone“.

Erdöl wird dank Ukraine-Krieg interessant
Ganz uneigennützig ist das alles nicht. Österreich versucht derzeit, Know-how im Bereich der Müllentsorgung in die Region zu exportieren. Ebenso Solartechnologie. Das geht nur in einem stabilen Umfeld. In die andere Richtung soll früher oder später Erdöl fließen, das vor den Küsten des Senegal gefördert wird. Bislang zu teuer und zu unrentabel, doch der Ukraine-Krieg hat die globalen Rohstoffkräfte aus dem Lot gebracht. Hier hakt Oberstleutnant Fritz Wenhoda ein. Der 64-jährige Jagdkommando-Offizier ist Ausbildungsverantwortlicher für die senegalesischen Kampfschwimmer. „Was wir hier den Tauchern lernen, kann später auch zum Schutz der Bohrinseln angewandt werden“, sagt Wenhoda, und nimmt einen tiefen Zug aus seiner Zigarette. Entwicklungshilfe per Kreislauftauchgerät.

Munitionssicherheit
Gottes Werk verrichtet hier in der Region auch Oberstleutnant Jürgen Marsching. Was sich zunächst nach trockener Materie anhört - Marsching ist international angesehener Experte für die Lagerung von Munition und Sprengstoff -, rettet Menschenleben. Denn im Senegal stapelt sich alte Munition, unsachgemäß gelagert, die Kisten von Termiten zerfressen. Viele dieser Lager liegen in Ballungsräumen.

„Wie wir in Beirut gesehen haben, kann so ein Vorfall nicht nur ein ganzes Wohnviertel ausradieren, sondern auch das letzte bisschen Restvertrauen in die Regierung“, sagt Marsching. Er bildet Lagerexperten aus, die rechtzeitig erkennen, wann desolate Depots aufgelassen und alte Munition gesprengt werden müssen. Das Know-how dazu stammt aus den 5000 Kilometer entfernten Bundesheer-Munitionslagern in Felixdorf.

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