Die Klimakrise hinterlässt immer sichtbarer seine Spuren im Alpenraum - neben den rapide schwindenden Gletschern ist auch zunehmend mit weniger Schnee zu rechnen. Dies hat auch Auswirkungen auf den einst so florierenden Tourismus. Ein französisches Skigebiet musste jetzt seinen Skilift wieder abbauen - er konnte schon seit Jahren nicht mehr in Betrieb genommen werden.
Etwa hundert Menschen hatten sich in dem kleinen französischen Alpendorf Saint-Firmin versammelt, um sich von ihrem Skilift zu verabschieden, wie der Sender CNN berichtete. „Die globale Erwärmung hat unsere Sicht auf diesen Ort verändert“, erklärte Didier Beauzon, ein lebenslanger Einwohner von Saint-Firmin und gewählter Beamter des Dorfes, gegenüber dem Sender. „Nun mussten wir den Berg der Natur zurückgeben.“
Früher noch regelmäßig Schneefälle
Das Skigebiet in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur wurde ursprünglich 1964 gebaut, um den Kindern des Dorfes das Skifahren in der Nähe ihrer Heimat zu ermöglichen, bevor sie sich auf anspruchsvollere Pisten in den Alpen wagten. Während früher noch regelmäßig Schnee fiel, hat sich die Situation in den letzten Jahrzehnten verschlechtert. Eine Situation, die derzeit auch in anderen französischen und europäischen Skigebieten zu beobachten ist, da die Klimakrise für die Verkürzung der Skisaison und den Rückgang der Schnee- und Gletscherbedeckung in den Bergen verantwortlich gemacht wird.
„Der Schneemangel hat dazu geführt, dass das letzte Mal vor etwa 15 Jahren nur ein Wochenende lang gefahren wurde. Seitdem wurde er nicht mehr benutzt“, erklärte weiter.
Traurige Erinnerungen an liebgewonnene Traditionen
Mit dem Schnee schwinden aber auch zunehmend auch Erinnerungen und Traditionen. Da der Lift aber nur mehr als traurige Erinnerung an vergangene Zeiten still vor sich hin rostete, beschloss das Dorf, ihn loszuwerden - eine Herausforderung, die sich als schwieriger herausstelle als jede Abfahrt auf der Skipiste.
„Im Inneren des Pylons fanden wir heraus, dass er viel stärker verstärkt war, als wir erwartet hatten“, so Olivier Bustillo, Leiter der Umweltgruppe Mountain Wilderness, die mit der Demontage des Skilifts beauftragt war. Ein Team von etwa 20 Arbeitern benötigte zwei Tage, um die gesamte Skiliftanlage zu demontieren. Laut Bustillo hat die Gruppe bereits etwa 10 ähnliche Skiliftanlagen in Frankreich demontiert.
Teurer Abbau wird von Gemeinde gestemmt
Die Kosten für die Demontage des gesamten Skilifts in Saint-Firmin belaufen sich auf rund 20.000 Euro, die hauptsächlich von der örtlichen Regierung mithilfe von Wohltätigkeitsorganisationen finanziert wurden. Das zurückgewonnene Metall wurde von einem auf Schrott spezialisierten Unternehmen abgeholt und wird recycelt, so Bustillo.
Klimakrise wohl erst am Anfang
Bustillo dürfte in Zukunft wohl vermehrt derlei Aufträge ausführen müssen. So zeichnete sich alleine in diesem Jahr ein verheerendes Zukunftsbild in Sachen Klimawandel ab: Wie auch im restlichen Europa wurde das Land von einer rekordverdächtigen Hitze- und Trockenheitswelle heimgesucht. Und nach Angaben des französischen Umweltministeriums sind derzeit 62 Prozent der französischen Bevölkerung entweder „erheblichen“ oder „sehr erheblichen“ Klimarisiken ausgesetzt.
Experten des nationalen französischen Wetterdienstes Météo France rechnen für die Region mit einem durchschnittlichen Temperaturanstieg um 3,8 Grad Celsius bis zum Jahr 2100 - im schlimmsten Fall könnten es sogar 6,7 Grad Celsius werden.
Skilift erinnert Bewohner an die Klimakrise
Die Konsequenzen sind dabei bereits jetzt auch im höchstgelegenen Skiort Europas - in Val Thorens ebenso in Frankreich gelegen - angekommen. Dort musste die Eröffnung der Skisaison aufgrund des „warmes Herbstwetters“ um eine Woche auf den 26. November verschoben werden. In Saint-Firmin hat man sich nun indessen dazu entschlossen, an die Stelle, an der früher die Skilifte standen, eine Art Denkmal zu bauen, das die Kinder des Ortes an die Geschichte des Skigebiets erinnern soll.
„Ich glaube, die Menschen werden sich der Entwicklung des Klimas bewusst. In der Tat geht es um all das. Wenn wir über den Skilift sprechen, sprechen die Leute über das Klima“, so Beauzon gegenüber CNN.
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