Weshalb hat Kremlchef Wladimir Putin mit der Stadt Cherson die (einzige) „Perle“ seiner Eroberungen sang- und klanglos aufgegeben? Sie sollte doch „für immer russich“ sein. Putin ist sozusagen aus Russland abgezogen. Die Armee nahm sogar aus der Sophienkathedrale den Leichnam des Fürsten Grigori Alexandrowitsch Potemkin mit, den Schöpfer genau dieses „Neu Russlands“. Ärger kann das Cherson-Debakel des Kreml gar nicht dargestellt werden.
Die Winterfront entlang des Ostufers des Dnipro ist nun die neue Grenze von Putins Reich. „Frontbegradigung“, so die Armeeführung, kennen wir noch aus der Endphase des Zweiten Weltkriegs. Cherson am Westufer wurde geräumt, um schlicht und einfach einer Niederlage zu entgehen. Cherson ist auch kein „Moskau 1812“, wie es der Kreml darstellt, als man Napoleon durch die Räumung der Hauptstadt eine Winterfalle gestellt hatte. Alle Brücken sind jetzt gesprengt, sodass eine Rückkehr unter normalen Umständen auszuschließen ist.
Ist der Rückzug als Signal für Verhandlungsbereitschaft gedacht? Soll der Krieg an dieser Linie enden im Austausch für eine freie Ukraine auf 80 Prozent ihres Territoriums? In Europa würde der Kremlchef damit Gehör finden. Washington und Kiew kämen aber in Zugzwang, und wer stoppt eine siegreiche Armee? Das könnte nur Washington tun, denn ohne die USA mit den Waffenlieferungen, Satellitenaufklärung und Geld gäbe es heute überhaupt keine Ukraine mehr.
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