Von "AAA" auf "AA+"

Ratingagentur stuft US-Kreditwürdigkeit erstmals herab

Ausland
06.08.2011 08:34
Trotz der Einigung im US-Schuldenstreit hat die Ratingagentur Standard & Poor's die Kreditwürdigkeit der USA erstmals herabgestuft. Die Bonitätsnote für die weltgrößte Volkswirtschaft werde um eine Stufe von "AAA" auf "AA+" gesenkt, teilte die Agentur am Freitag in Washington mit. Das US-Finanzministerium warf dem Unternehmen Berechnungsfehler vor.

Es gebe "politische Risiken", dass die USA nicht die nötigen Maßnahmen ergreifen würden, um das Haushaltsdefizit in den Griff zu bekommen, erklärte Standard & Poor's. Die Kürzungen gingen nicht weit genug. Auch die "Berechenbarkeit der amerikanischen Politikprozesse" müsse infrage gestellt werden, heißt mit Blick auf das langwierige Gezerre zwischen Regierungslager und Opposition. Daher seien auch die Aussichten negativ, sodass die Bewertung weiter abgesenkt werden könnte.

Es ist das erste Mal seit der Gründung des Unternehmens 1941, dass die USA von Standard & Poor's nicht mit der Bestnote "AAA" bewertet werden. Die Agentur gilt als die einflussreichste unter den drei großen Ratingagenturen.

S&P: "Sparmaßnahmen zu wenig"
Der nach wochenlangem Tauziehen zwischen Demokraten und Republikanern erreichte Schuldendeal sieht eine Erhöhung des Schuldenlimits von derzeit 14,3 Billionen Dollar (10.102 Milliarden Euro) vor. Dies soll mit Sparmaßnahmen in Höhe von 2,5 Billionen Dollar einhergehen.

S&P hatte aber bereits zuvor gewarnt, es seien Einsparungen in Höhe von vier Billionen notwendig. Die Agentur hatte Mitte Juli angekündigt, die US-Bonitätsnote zu überprüfen, und eine Herabstufung vom Ausgang des Schuldenstreits abhängig gemacht.

Regierung unterstellt Rechenfehler
Die US-Regierung kritisierte die S&P-Entscheidung. Ihre liege ein Rechenfehler zugrunde, sagte ein Sprecher der Finanzministeriums. Die US-Notenbank erklärte, Auswirkungen auf die Konjunkturstützen der Federal Reserve wie das Notkreditprogramm und das Programm zum Aufkauf von Anleihen gebe es nicht. Auch gebe es keine Änderungen für die Banken im Umgang mit US-Bonds.

Andere Agenturen ziehen nicht mit
Die US-Ratingagentur Moody's hatte am Dienstag mitgeteilt, angesichts der Lösung im Schuldenstreit die Kreditwürdigkeit der USA weiterhin mit ihrer Bestnote "Aaa" zu bewerten. Die Note werde aber mit einer negativen Tendenz versehen. Moody's warnte, es bestehe das Risiko einer Herabstufung, falls die Budgetdisziplin in den USA im nächsten Jahr nachlassen sollte oder falls 2013 keine weiteren Konsolidierungsmaßnahmen beschlossen würden.

Auch die Kreditratingagentur Fitch hielt zunächst an der Topbonität "AAA" fest, machte aber ebenfalls klar, dass sie die Schuldenentwicklung in den USA weiter scharf im Auge behalten werde. Fitch kündigte aber eine genaue Prüfung des Budgetplans an, die Ende August abgeschlossen sein soll.

China wirft USA Schuldensucht vor
Mit scharfer Kritik an der US-Schuldenpolitik hat China auf die Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA reagiert. Als größter Gläubiger der einzigen Weltmacht habe China "jetzt alles Recht, von den USA zu fordern, dass diese ihr strukturelles Schuldenproblem in den Griff bekommen und die Sicherheit von Chinas Dollar-Vermögen sicherstellen", hieß es in einem Kommentar der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua am Samstag.

Die USA müssten ihre "Schuldensucht heilen", indem sie die Militär- und Sozialausgaben kürzten. Die Zeiten, als sich die USA ihre Probleme einfach durch neues Schuldenmachen vom Hals hätten schaffen können, seien endgültig vorbei. Die Rolle des US-Dollars müsse international überprüft werden, hieß es in dem Kommentar weiter. Eine Option sei eine neue stabile weltweite Reservewährung. Dadurch könne sichergestellt werden, dass nicht ein einziges Land eine Katastrophe auslöse.

Kredite werden teurer
Mit gesenkter Bonitätsnote dürften Kredite für die Regierung, aber auch für Unternehmen und Verbraucher in den USA teurer werden. Experten rechnen damit, dass sich die staatlichen Kreditkosten mit der Zeit um 100 Milliarden Dollar verteuern könnten. Mit der Herabstufung werden US-Staatsanleihen, die einst als die weltweit unbestritten sicherste Geldanlage galten, nun niedriger bewertet als Anleihen von Ländern wie Deutschland und Österreich, Großbritannien, Frankreich oder Kanada.

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