Nette Nahversorgung

Ins „Kastl“ schauen war noch nie so nachhaltig!

17.07.2022 06:02

Bei Schiffscontainern denkt man gemeinhin an Waren aus Übersee - im Falle der „KastlGreissler“ wird aber fast ausschließlich Regionalität geliefert. Das Versprechen der Betreiber: 40 Kilometer oder weniger sollen die Lebensmittel zwischen Produzenten und Regalen zurücklegen. Im Sinne einer umfassenden Nahversorgung werden aber auch Hygiene-Artikel angeboten.

Sie sind eine Bereicherung für die Nahversorgung am Land: die „KastlGreissler“. Benannt nach den weißen Containern, in denen sie ihre Waren feilbieten, haben die Selbstbedienungsläden, in denen vor allem Produkte von regionalen Betrieben angeboten werden, deutlich länger offen als ihre großen Konkurrenten. Auch an den Wochenenden. Rund um die Uhr? Das ist nicht möglich, unterliegen die gewerblichen Greißler nun dem Ladenöffnungsgesetz, das eigentlich die Arbeitnehmer vor Ort schützen soll. Ausnahme sind hier Tankstellen: „Diesel ist der Politik offenbar mehr wert als Milch“, sagt Gründer und Landwirt Christoph Mayer aus Jaidhof, Bezirk Krems. Dass in den Shops neben den Tankstellen auch nachts und an Wochenenden Lebensmittel verkauft werden dürfen, darf getrost als der Widerspruch gesehen werden, der es ist.

Die großen Supermärkte haben 40 Jahre gebraucht, Waren zu anonymisieren – wir rücken Kunden wieder näher an die Produzenten!

Christoph Mayer, Gründer „KastlGreissler“

Bezahlt wird in den Containern in bar – ohne Wechselgeld – oder mit Karte. Kameras, und laut Mayer auch die Solidarität der Kunden, sorgen dafür, dass Selbstbedienung nicht allzu wörtlich genommen wird. Zumindest in den meisten Fällen. Tatsächlich beträgt der „Schwund“ unter 1,5 Prozent, was deutlich unter den großen Handelsketten liegt. Dennoch: Am Standort neben der Volksschule und dem Sportplatz in Tulbing prangt seit einigen Tagen die Warnung: „Wenn weiterhin so viel gestohlen wird, gibt es hier kein Eis und keine Schokolade mehr!“

Keine Waren-Importe, Ideen-Export nach Deutschland
Davon abgesehen, hat sich das Geschäftsmodell als Erfolg erwiesen, wie Mayer erzählt. Alleine im ersten Jahr 2020 wurden 105.000 Einkäufe getätigt, mehr als 346.000 regionale Produkte gekauft. Sechs Greißlereien im Kastl gibt es derzeit in Niederösterreich, ein siebenter kommt im Herbst an der Rax dazu. Bundesweit sind es 65, Tendenz steigend. Das Ziel von 120 Standorten im kommenden Jahr will Mayer auch mit der Expansion nach Deutschland schaffen. Zwei Container in Bayern wurden bereits eröffnet – allerdings unter dem Namen KistenKrämer, der offenbar leichter von der deutschen Zunge rollt.