Messenger-Revolution

Neue EU-Gesetze: Das ändert sich für WhatsApp-User

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06.07.2022 11:01

Die neuen EU-Gesetze Digital Services Act (DSA) und Digital Markets Act (DMA) bringen revolutionäre Veränderungen für Nutzer des beliebten Messengers WhatsApp. Führte ob dessen Verbreitung bislang kaum ein Weg an der App der Facebook-Mutter Meta vorbei, sollen nach dem Willen der EU künftig Messenger-übergreifende Unterhaltungen ermöglicht werden. Nutzer anderer Tools wie Telegram, Signal oder Threema sollen mit WhatsApp-Nutzern chatten können.

WhatsApp ist die mit Abstand beliebteste Messenger-App. Laut einer Ende 2020 veröffentlichten Untersuchung der Telekom-Regulierungsbehörde RTR hat sie in Österreich einen Marktanteil von 77 Prozent, Rivalen wie Snapchat (15 Prozent) oder Telegram (13 Prozent) sind weit weniger verbreitet. Bei der durchschnittlichen Nutzungszeit überflügelt WhatsApp mit 905 Minuten im Quartal die Rivalen um ein Vielfaches. Telegram kommt auf 47 Minuten.

WhatsApp bislang für viele unverzichtbar
Für den Einzelnen bedeuteten diese Nutzungsgewohnheiten bisher, dass WhatsApp nahezu unverzichtbar ist, um mit möglichst vielen Kontakten chatten zu können. Wer lieber einen anderen Messenger verwendet, installiert daher oft trotzdem zusätzlich WhatsApp. Mit den neuen EU-Gesetzen, die vom Europäischen Parlament am Dienstag verabschiedet wurden, sollte das in Zukunft nicht mehr nötig sein.

IT-Riesen müssen Interoperabilität sicherstellen
Ein zentraler Punkt im sogenannten Digital Markets Act ist, große Messenger-Betreiber wie die WhatsApp-Mutter Meta oder den iMessage-Anbieter Apple zu verpflichten, ihre Chat-Apps für ihre Mitbewerber zu öffnen. Das würde es beispielsweise ermöglichen, aus der Telegram-App heraus mit einem WhatsApp-Nutzer zu chatten. Oder mittels WhatsApp eine Nachricht an jemanden zu senden, der statt WhatsApp Signal auf seinem Smartphone installiert hat. Das Gesetz sieht eine sogenannte Interoperabilität vor, die großen Messenger müssen Nachrichten plattformübergreifend zustellen können. Für die Umsetzung hat Meta ab jetzt zwei Jahre Zeit.

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Bisher ist man WhatsApp auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Man kommt nicht weg davon, solange die eigenen Freunde bei WhatsApp sind.

Patrick Breyer, Piratenpartei

Für den EU-Abgeordneten Patrick Breyer von der Piratenpartei ist dies ein großer Wurf. Im Gespräch mit dem ZDF erklärt er: „Bisher ist man WhatsApp auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Man kommt nicht weg davon, solange die eigenen Freunde bei WhatsApp sind.“ Das neue Gesetz verändere den kompletten Messenger-Markt. „Zum ersten Mal haben die Nutzer eine echte Wahl, welchen Messenger sie nutzen wollen.“ Kleinere Rivalen bekämen erstmals die Chance, mit dem Platzhirschen zu konkurrieren.

Nutzerabwanderung nach umstrittener AGB-Änderung
WhatsApp hatte erst vor einem Jahr mit Negativschlagzeilen zu kämpfen: Der Messenger führte neue AGB ein, denen Nutzer zwingend zustimmen mussten und die eine Datenweitergabe an andere Dienste des Facebook-Konzerns Meta vorsah. Zwar kam es angesichts der umstrittenen AGB zu einer Abwanderung. Viele Nutzer blieben aber bei WhatsApp, schlicht, weil die meisten ihrer Kontakte ebenfalls blieben. Messenger-übergreifende Chats hätten manchen Nutzern die Entscheidung möglicherweise erleichtert.

Kritik an dem Vorhaben der EU kommt interessanterweise von einem der WhatsApp-Rivalen, die von dem Gesetz profitieren sollen. Beim Schweizer Krypto-Messenger Threema will man davon absehen, Chats mit WhatsApp-Nutzern zu ermöglichen - wegen Datenschutzbedenken. Threema befürchtet, dass der Datenschutz am Ende auf das „niedrigste Niveau der beteiligten Dienste“ herabgestuft würde. Breyer hält dem entgegen, dass dem mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung begegnet werden könne. Threema kann es sich im Gegensatz zu WhatsApp aber aussuchen: Die neue EU-Vorgabe gilt nur für große Anbieter wie eben Meta.

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