Sobotka ehrt Zeitzeuge

Reise nach Israel voller Hoffnung und Warnung

Politik
17.05.2022 06:00

Antisemitismus war und ist eine Gefahr. Eine hochrangige österreichische Delegation ehrt einen Altösterreicher und stellt sich einem dunklen Kapitel.

Zvi Nigals Blick und Stimme sind klar. Gebrechlichkeit ist ihm sichtlich fremd. Emotion nicht. „Ich bin zutiefst dankbar. Jetzt schließt sich der Kreis“, sagt er auf dem Podium im lauschigen Garten der österreichischen Botschaft in Herzliya. Der Kreis ist bald 100 Jahre. Zvi Nigal, geboren 1923 als Sohn jüdischer Eltern in Wien, erhielt am Sonntag den Simon-Wiesenthal-Preis. Für sein Engagement im Kampf gegen Antisemitismus.

Nigal bereist Deutschland und Österreich, hält Vorträge vor Schülern. Erzählt seine Geschichte. Sie steckt voller Warnungen. 1939 war er selbst Schüler. Konnte vor den Nazis nach Palästina fliehen. Kämpfte ab 1941 in der britischen Armee. Danach für den Aufbau des neuen Staates Israel. Seine neue Heimat. Seine alte ehrt ihn nun.

Alte Stereotype und neue Hoffnungsträger
Den Preis überreicht dessen Initiator, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka. „Antisemitismus ist eine singuläre negative Denkart, eine antidemokratische Grundhaltung.“ Österreich habe lange die dunkle Vergangenheit verdrängt. Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, ist ebenfalls mit in Israel. Er warnt: „Die Zahl antisemitischer Vorfälle ist stark gestiegen. Oft hört man wieder: Die Juden sind schuld.“

Neben alten Stereotypen - u.a. zu Corona im Netz oder auf Demos - spiele importierte muslimische Judenfeindlichkeit eine Rolle. Deutsch: „In Österreich leben wir schon sicher. Aber man muss wachsam sein.“

Man besucht auch das Grab von Simon Wiesenthal. Prägendste Figur in der Aufarbeitung der NS-Verbrechen. Sein Enkel ist dabei. Auch Efraim Zuroff. Der Direktor des Wiesenthal-Centers in Jerusalem hat sich als „Nazi-Jäger“ einen Namen gemacht. Er bleibt kritisch: Österreich habe nicht ernsthaft verfolgt und war „stets ein Land, in dem Nazisympathisanten willkommen waren“.

Der Blick des fast 100-jährigen Zvi Nigal ist nach vorne gerichtet. „Die Jungen hören zu. Sie nehmen alles auf. Wollen lernen. Das stimmt mich positiv.“

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