Freeride World Tour

Schwere Stürze nur im Training & bei Fotosessions

Wintersport
14.03.2022 16:53

Mandl kommt aus Wien, dennoch gewann die „Flachländerin“ 2018 den Snowboard-Titel in dieser Winter-Extremsportart. Diesmal überstand Mandl die erstmals schon vor dem traditionellen Tour-Stopp in Fieberbrunn erfolgte Halbierung des Starterfeldes und ist im Gegenteil zu Skifahrer Valentin Rainer beim finalen Senkrecht-Spektakel in Fieberbrunn und Verbier weiter mit dabei. Böse Stürze gebe es nur im Training oder bei Fotosessions.

Deren gesundheitliches Wohlergehen ist das Thema von Markus Kogler. Der Tiroler ist Sicherheitschef aller Freeride-Events in Österreich und hat ein ausgeklügeltes Risiko-Management entwickelt, um trotz aller Risiken im bis zu 70 Gad steilen „Face“ des Berges Unfälle zu verhindern. Kogler beobachtet den Loder permanent, schickt den Ridern immer wieder Infos. Dazu kämen strenge Punkterichter, die Kontrollverluste der Fahrer mit harschem Punkteabzug bestrafen würden. „Harakiri bringt also absolut nichts“, weiß der geprüfte Bergführer.

Sicheheit hat oberste Priorität
Den größten Sicherheits-Beitrag würden aber ohnehin die Rider selbst durch ihre Professionalität nach Durchlaufen eines mehrstufigen, an Absturz-Gefahren orientierten Schwierigkeits-Systems leisten. Passiert doch etwas, stehen am Bewerbtag bis zu 30 Helfer von Bergrettung bis zu einem Notarzt auf Ski bereit. Sogar spezielle Ski-Holer gibt es, um nach Stürzen Contest-Pausen zu verhindern. Ein Rettungs-Hubschrauber wartet im Zielbereich. Schwere Unfälle würden eher im Training oder bei Fotosessions passieren, heißt es in der Szene. „Die Tour ist der sicherste Platz, um Freeriden zu betreiben“, ist Kogler überzeugt.


Nicolas Hale-Woods ist Mitgründer und CEO der Tour und führt den Sport gerade in die Zukunft. Und die soll olympisch sein, auch wenn es dann einen Verband brauchen würde. „Olympia öffnet ein weltweites Fenster“, weiß Hale-Woods, der schon beim neuen FIS-Präsidenten Johan Eliasch vorgefühlt und positive Signale bekommen habe. Die großen TV-Märkte würden sich im Winter sogar mehr Sportarten wünschen, ist Hale-Woods überzeugt. „Freeriden wäre ideal. Man kann es auf der ganzen Welt ausüben. Alles was man braucht ist ein Berg, Ski und Stöcke.“

Jährlich 200 Millionen Zuseher
In der privat geführten World Tour werden seit 2008 Weltmeister im Freeriden gekürt. Der Unterbau besteht aus einer Junioren- (bis 18) sowie Qualifikationsliga und somit mehreren Ausbildungs- und Aufstiegsebenen. Die derzeit fünf Stationen der World Tour in Spanien, Andorra, Kanada, Österreich und der Schweiz sind quasi die Grand Slam Events des Sports. Insgesamt wickelt man weltweit an die 160 Events pro Saison ab.

Dass die Tour live großteils im Internet zu sehen ist, werde sogar noch zunehmen, ist Hale-Woods überzeugt. „Wir zielen auf ein Publikum zwischen 15 und 35 Jahren ab. In dieser Gruppe schaut man kaum noch Fernsehen, sondern Smartphone.“ In Österreich ist der Fiebrbrunn-Event am 27. März in ORF 2 (8.50 Uhr) zu sehen. Derzeit komme man auf insgesamt auf 200 Mio. Zuschauer pro Saison, so Hale-Woods. Die wichtigsten Tour-Partner sind die Resorts, Events wie Fieberbrunn haben Budgets von rund 1 Mio. Euro. Die Fahrerinnen und Fahrer sind als freie Unternehmer ebenfalls Stakeholder.

Geringste Fehler können böse Folgen haben
Der Sport ist gerade im Wandel, denn ins klassische Big-Mountain-Skiing mischen sich immer mehr Freestyle-Elemente. „Topfahrer können beides“, hat Hale-Woods damit ebenso kein Problem wie Mandl. „Ich lehne es nicht ab, auch wenn es meine absolute Schwäche ist. Ich war ja nie im Park“, so die 33-jährige Österreicherin.

Eine Stärke der Architektur-Studentin aus Hernals ist hingegen gutes Raumgefühl. Gilt es doch, den von unten inspizierten Berg im Wettkampf quasi „umzudrehen“ und sich für die Abfahrt eine Linie in 3D einzuprägen. Der geringste Fehler kann böse Folgen haben. Mandl nützt beim „Face Check“ Tricks wie Triangulieren, checkt Karten und markante Punkte wie gegenüberliegende Gipfel. Aber auch Drohnen-Videos oder Apps, die gerastert die Hangneigung darstellen. „Jeder Alpinsport hat Restrisiken. Das wichtigste beim Freeriden ist, dass man immer weiß, wo man ist“, ist Mandl überzeugt.

Rider „fallen“ aus dem Starthaus
Mandl ist Österreichs bisher einzige Freeride-Weltmeisterin im Snowboard. Bei den Männern hat das Mitch Tölderer 2011 geschafft. Bei den Skifahrerinnen stellte Österreich mit Nadine Wallner (2013 und 2014), Eva Walkner (2015 und 2016) sowie Lorraine Huber (2017) sogar fünf Jahre in Folge die Weltmeisterin. Nur bei den Ski-Herren hat es bisher nicht geklappt.

Doch Fahrer wie der knapp am Cut gescheiterte Rainer oder der quasi aus dem Nichts für Fieberbrunn qualifizierte Max Hitzig haben Potenzial für das „Senden“, wie man in der Freeride-Szene eine gekonnte Performance nennt. Es wird nicht gestartet, die Rider „fallen“ aus dem Starthaus. Erst- und einmalig werden in Fieberbrunn zwei Läufe - der bessere zählt - absolviert.

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(Bild: KMM)



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