Bis Samstagnachmittag war die Republik noch die gewohnt unauffällige Beifahrerin der globalen Raserei in der von Putins Krieg veränderten Welt. Mit Moskaus Depesche, in der die österreichische Neutralität bezweifelt wird, kommt das Land in eine veränderte Lage. Es ist nebensächlich, ob die russische Ausweitung der Eskalation auf diplomatischem Weg ein perfides Manöver oder sachlich berechtigt ist. Moskaus Motiv ist klar: Die Aktion soll der Einschüchterung dienen.
Ob sie will oder nicht, wird die türkis-grüne Koalition damit auf verdammt gefährliches Terrain gezogen. Karl Nehammer hat bisher handwerklich solide Arbeit geleistet. Nun beginnt die Phase, in der höchste Staatskunst nötig ist. Dazu wird der Kanzler sehr rasch ein qualifiziertes Regierungsteam brauchen. Glücklicherweise gibt es vom Außenamt bis zum Verteidigungsministerium auf der zweiten und dritten Ebene nach wie vor ganz hervorragende Leute. Die Zeiten der entlang freundschaftlicher Verbundenheit und Länderlogik ausgerichteten Postenbesetzungen sollte in der dramatischen Situation beendet werden.
Europa befindet sich am Beginn der gefährlichsten Entwicklung seit dem Zweiten Weltkrieg. Fehler sind unvermeidbar, doch keine Regierung darf sich jetzt Dummheiten erlauben. Da müssen die besten Frauen und Männer, die in der Politik zu finden sind, an die machtvollen Positionen.
Das gilt auch für die Spitze des Parlaments, der viel zu oft viel zu gering geschätzten wichtigsten Institution unserer Demokratie und Freiheit.
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