Rares Interview

Pornhub-CEO denkt, Gegner fackelten seine Villa ab

Web
23.01.2022 12:31

Der mysteriöse Geschäftsführer des Pornhub-Mutterkonzerns Mindgeek, Feras Antoon, hat sein erstes Interview seit mehr als 10 Jahren gegeben. Im US-Magazin „Vanity Fair“ spricht er über Vorwürfe, sein Unternehmen biete eine Plattform für illegale Inhalte, und erzählt, dass er davon ausgehe, Anti-Porno-Aktivisten hätten seine 16-Millionen-Dollar-Villa abgefackelt.

Feras Antoon gilt als medienscheu, dem US-Magazin gab er nach mehr als einem Jahrzehnt Funkstille nun eines seiner raren Interviews. Darin erzählt der syrisch-kanadische Unternehmer unter anderem von einem Brandanschlag auf sein Anwesen in der Nähe von Montreal.

Wie „Vanity Fair“ berichtet, hatte Antoon 2016 zwei Grundstücke in der Nähe eines Nationalparks für 1,8 Millionen US-Dollar erworben, um darauf „das Haus meiner Träume“ zu errichten. Er ließ eine Villa mit 21 Zimmern, einer Garage für neun Autos und einem 550-Quadratmeter-Ballsaal bauen. Im April 2021 stand das Projekt vor seiner Vollendung.

Villa stand zum Verkauf, dann brannte sie ab
Kurz vor Abschluss der Bauarbeiten wollte er das Anwesen verkaufen - um 16 Millionen Dollar. Hintergrund sei gewesen, dass er gedacht habe, mit der Millionenvilla in einer als „Mafiazeile“ verrufenen Straße Montreals zu viel Aufmerksamkeit zu erregen, schildert Antoon. „Ich fühlte ein sehr negatives Karma deswegen. Also haben wir uns entschieden, zu verkaufen.“

Doch aus dem Verkauf wurde nichts: Kurz nachdem das Anwesen am Markt war, steckten Unbekannte es in Brand. Überwachungskameras hätten zwei Personen auf dem Grundstück festgehalten, dann brannte die Villa. 80 Feuerwehrleute löschten das Feuer, Antoon kam mit dem Schrecken davon: Niemand wurde verletzt, Nebengebäude blieben erhalten. Doch die Villa brannte bis auf die Grundmauern ab.

Auf Brandanschlag folgten wilde Theorien
Schnell kamen allerlei Theorien zu dem Zwischenfall auf: Im Netz wurde über Versicherungsbetrug spekuliert. Manche Internetnutzer streuten die These, der Vater einer Minderjährigen, die gegen ihren Willen zu einem auf Pornhub veröffentlichten Sexvideo genötigt worden war, könnte dahinterstecken. Später berichtete die Polizei von Montreal, ohne auf Antoons Villa einzugehen, von einer stadtweiten Serie von Brandstiftungen.

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Könnten extremistische religiöse Gruppen jemanden dazu angestiftet oder ermutigt haben? Absolut.

Mindgeek-CEO Feras Antoon

In dem Interview schildert Antoon nun seine Theorie: „Könnten extremistische religiöse Gruppen jemanden dazu angestiftet oder ermutigt haben? Absolut.“ Er verweist auf dem Brandanschlag vorangehende Debatten im Internet. „Wenn man extremistische Sprache benutzt und QAnon-Stimmung gegenüber Kinderhandel verwendet, werden diese Worte einige der dunkelsten Ecken des Internets mobilisieren.“

Dem Brandanschlag ging eine breite Debatte - krone.at berichtete - über mutmaßlich ohne Zustimmung der teils minderjährigen Opfer auf Pornhub hochgeladene Videos im Jahr 2020 voran. Auslöser war ein Bericht in der „New York Times“, in dem Darstellerinnen wider Willen schwere Vorwürfe erhoben. Pornhub geriet unter Druck, die Zahlungsdienstleister Mastercard und Visa kündigten dem Unternehmen die Zusammenarbeit auf.

Pornhub löschte 2020 80 Prozent seiner Videos
Letztlich lenkte das Unternehmen ein, entfernte sämtliche nicht von verifizierten Nutzern erstellten Videos - rund 80 Prozent des Gesamtkatalogs - und veröffentlichte im Dezember 2020 seinen ersten Transparenzbericht. Hunderttausende Videos seien gelöscht worden, hieß es darin. Wenige Monate später, im April 2021, stand die Millionenvilla in Flammen.

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Ich kann nicht einmal zählen, wie viele Kommentare ich von Leuten gesehen habe, die sagten, man solle die Firma oder mein Haus niederbrennen.

Mindgeek-CEO Feras Antoon

Der Pornhub-Boss: „Ich kann nicht einmal zählen, wie viele Kommentare ich von Leuten gesehen habe, die sagten, man solle die Firma oder mein Haus niederbrennen.“ Eine Zeitlang habe er die Tweets schlicht nicht ernst genommen. „Dann ist mein Haus abgebrannt.“

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Jegliche Anschuldigung, dass wir das erlauben oder dazu ermutigen würden, ist unwahr.

Mindgeek-CEO Feras Antoon

In dem Interview betont Antoon, dass sein Unternehmen keine illegalen Inhalte dulde. „Jegliche Anschuldigung, dass wir das erlauben oder dazu ermutigen würden, ist unwahr und widerspricht sowohl aus moralischer als auch geschäftlicher Sicht jeder rationalen Vernunft.“

Mysteriöse Gründungsgeschichte, enorme Gewinne
Die Gründungsgeschichte von Mindgeek ist mysteriös, der Porno-Gigant ging aus der Fusion kleinerer Anbieter hervor, an der auch ein Österreicher - der Ansfeldner Bernd Bergmair - beteiligt gewesen sein soll. Während Bergmair die Mehrheit der Anteile besitzen soll, kümmert sich Antoon in Montreal am Mindgeek-Hauptquartier um das operative Geschäft.

Und das lief bis zu den Vorwürfen Ende 2020 und den Streitigkeiten mit den Zahlungsabwicklern geradezu exzellent. Zu Beginn der Pandemie explodierte der Traffic: Die Websites des Mindgeek-Netzwerks, zu dem neben Pornhub auch andere einschlägige Angebote wie YouPorn oder RedTube gehören, hatten täglich mehr als 4,5 Milliarden Aufrufe, womit sie zu den populärsten Internetseiten überhaupt gehörten. Der Nettogewinn lag 2020 bei einer halben Milliarde US-Dollar.

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