Konsum nimmt stark zu

„Im Homeoffice sind Pornos nur 2 Klicks entfernt“

Digital
23.02.2021 16:21

Die Lokale sind zu, persönliche Treffen in der Ära des Social Distancing verpönt: Für Alleinstehende war das hinter uns liegende Jahr besonders hart. Viele sehnen sich seit Monaten nach menschlicher Nähe, nach neuen Kontakten und persönlichen Treffen. Wünsche, die wohl noch eine Zeit lang unerfüllt bleiben - und zu einem explosionsartigen Anstieg der Nutzung von Pornoseiten im Internet geführt haben.

„Wenn man im Homeoffice sitzt, ist der Porno nur zwei Klicks entfernt“, erzählt Pornokonsument Jan-Philipp K. (34) dem „Spiegel“. Wie stark bei ihm die Nutzung von Porno-Websites in der Pandemie zugenommen hat, habe er erst bemerkt, als er sah, wie viele Sexfilme er sich heruntergeladen hatte. 800 Gigabyte - das sei keine Kleinigkeit.

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Niemand anderes sitzt mit im Büro, da ist man deutlich stärker verleitet. Je länger der Lockdown dauert, umso mehr Pornos schaue ich.

Pornokonsument Jan-Philipp K.

Früher, erzählt der Konsument, habe er drei bis vier Mal pro Woche Porno-Websites aufgerufen. Dann kam der erste Lockdown, die Besuchsfrequenz erhöhte sich. Mitunter mehrmals täglich rief er Brazzers, Bangbros oder Pornhub auf. „Niemand anderes sitzt mit im Büro, da ist man deutlich stärker verleitet. Je länger der Lockdown dauert, umso mehr Pornos schaue ich.“

Zugriffszahlen nahmen erheblich zu
Tatsächlich sind die großen Anbieter zuletzt stark gewachsen. Laut dem Bericht stiegen die Zugriffszahlen bei Pornhub zwischen März und Juni 2020 um 26 Prozent. Pornoproduzentin Erika Lust berichtet von einer um 20 bis 30 Prozent höheren Verweildauer, auch die Seitenaufrufe seien bei ihren Angeboten mit dem Beginn der Pandemie um rund ein Achtel höher ausgefallen als im Jahr davor.

Bei der Pornoplattform OnlyFans seien die Nutzerzahlen regelrecht explodiert: Von 24 Millionen Nutzern und einer halben Million Uploadern vor Ausbruch der Krise sei die Zahl bis Jänner 2021 auf 91 Millionen User und eine Million Uploader gestiegen. Ein wichtiger Grund dürfte hier auch sein, dass die Darsteller auf OnlyFans ihr Material direkt vertreiben können und nicht auf weggebrochene Aufträge von Produktionsfirmen angewiesen sind.

Motive: Marketing, Einsamkeit und Langeweile
Die Zunahme dürfte auch auf geschicktes Marketing zurückzuführen sein. Viele Plattformen boten in der Pandemie Rabatte und Gratis-Probeabos. Das nahmen viele User in Anspruch, sagt die auf „Porn Studies“ spezialisierte Kulturwissenschaftlerin Madita Oeming zum „Spiegel“.

Auch mangelnde Möglichkeiten für persönliche Treffen dürften sich ausgewirkt haben. „Da ist Masturbation zu Pornografie eine einfache, immer verfügbare Alternative.“ Und dann war da noch die große Langeweile: „Gerade im ersten Lockdown hatten viele Menschen auf einmal sehr viel Zeit.“

Pandemie hat auch inhaltliche Auswirkungen
Interessanterweise veränderte sich im Lockdown nicht nur die Nutzungsintensität. Auch die „Kundenwünsche“ - also die Inhalte, nach denen gesucht wird - haben sich gewandelt. Oeming verweist auf eine Pornodarstellerin, die zuletzt vermehrt Anfragen erhielt, in ihren Clips die Themen Homeoffice und Videokonferenzen aufzugreifen. „Das ist naheliegend, weil sich die Realität vieler Menschen stark verändert hat.“

Eine Realität, deren Ende viele herbeisehnen: „Durch Corona habe ich gemerkt, dass der soziale Kontakt für Menschen das Essenzielle im Leben ist“, sagt Jan-Philipp K. Mit seinen Lieblings-Darstellerinnen würde er mittlerweile am liebsten bei einem Bier plaudern, so sehr vermisse er persönliche Gespräche. Bis das wieder möglich ist, greift er zu Pornos.

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