Ungarns Olympionike

Szilagyi: „Mein Papa hat mich sexuell misshandelt“

Sport-Mix
30.12.2021 11:55

Der Schwimmsport wird einen Tag vor Silvester von einem unfassbaren Instagram-Posting von Butterfly-Vizeeuropameisterin Liliana Szilagyi (25) erschüttert. Die Ungarin, die zuletzt bei der WM 2019 Platz 6 auf 200 m belegte, schreibt, ihr Vater, der Ex-Schwimmer Zoltan Szilagyi, habe sie körperlich, seelisch und sexuell misshandelt.

Schwimm-Vize-Europameisterin Liliana Szilagyi kennt in Ungarn jeder. Sie kommt aus einer prominenten Familie. Ihr Großvater war der Wasserball-Olympiasieger Dezső Gyarmati. Ihr Vater ist der Anwalt und Ex-Kraul-Staatsmeister Zoltan Szilagyi (54). Sie galt schon mit 15 als Super-Talent im Butterfly-Schwimmen. Sie war Jugend-Europameisterin und Jugend-Olympiasiegerin. Bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 belegte sie Platz 10 über 200 Butterfly.

Nun meldete sie sich mit einem Instagram-Posting, von dem man wohl noch lange sprechen wird: „Ich wurde misshandelt. Nach 25 Jahren sehe ich mich dazu bereit, die schwersten Worte, die ich je sagen musste, auszusprechen. Nach sehr viel Leid und Kampf stehe ich auf und obwohl ich weiß, dass das ein polasierendes Thema ist, werde ich darüber sprechen, weil das wichtig ist. Ich wurde misshandelt. Körperlich. Seelisch. Sexuell. Seit meiner Kindheit. Kontinuierlich und unberechenbar. Wenn er gerade dazu Lust hatte und Macht über mich spüren wollte. Sei es in Form von körperlicher Züchtigung, Einschüchterung, Liebesentzug und Aufmerksamkeitsentzug oder sexueller Misshandlung.“

"Von meinem Vater, für dessen Liebe und Akzeptanz ich jahrelang alles getan hätte, bis ich verstanden habe, dass ich in einer totalen Illusion lebe. In einer Blase, die ich für natürlich gehalten habe. In der akzeptiert wurde, dass mein Vater meine Mutter halbohnmächtig schlug, wenn ihm nicht gefiel, was sie sagte oder tat. Das tat er auch, als sie schwanger mit mir war. In einer Welt, in der, wenn ich nicht die erwarteten Ergebnisse lieferte, er mich für Luft hielt und verschiedene Strafen an der Tagesordnung waren. In der ich keine eigenen Worte, Gedanken, Meinung oder Ziele haben durfte. (...)

Ein sehr langer Weg
Es ist ein sehr langer Weg, den ich jetzt hinter mir lasse. Ich denke, ihr habt selber gesehen, dass ich auf dem Weg der Besserung bin. Nach der EM 2016 habe ich meine Beziehung zu meinem Vater abgebrochen, seither titulierten mich die Medien als „komisches, unverstandenes Mädchen“. 

Sie sagt, die körperlichen Leiden, von denen es Unmengen gab (Würge-Attacken, Schläge), wie sie in der Youtube-Sendung „DTK“ am Tag nach ihrem Instagram-Posting schilderte, waren noch weniger schlimm, als die seelischen. Noch dazu soll im Schwimmdress die körperliche Züchtigung gut zu sehen gewesen sein, deshalb soll sich der Vater entschieden haben, nicht sie zu schlagen, sondern ihre Mutter. Sie musste zuschauen. Ihre Schwester, Gerda, die ebenfalls Schwimmerin ist, lebt beim Vater. Liliana hofft, durch ihr Geständnis auch sie retten zu können. Das Internet-Portal „telex.hu“ versuchte, Liliana Szilagyis Vater für eine Stellungnahme zu erreichen, jedoch ohne Erfolg.

Nach 13 Jahren so weit
Mit ihrem Auftritt will sie Menschen in ähnlichen Situationen Mut geben. Seit sie 12 war, bereitete sie sich darauf vor, einmal öffentlich ihre Geschichte zu erzählen.

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(Bild: KMM)



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