Protest in Kolumbien
Koka-Bauern nahmen 180 Soldaten als Geiseln
Kolumbianische Koka-Bauern haben rund 180 Soldaten, die den Auftrag hatten, illegale Koka-Plantagen im Nordosten des Landes zu zerstören, als Geiseln genommen. Wie General Omar Sepulveda am Donnerstag sagte, hatten die Bauern bereits am Dienstag die Soldaten unter seinem Kommando „entführt“. Nachdem sich der kolumbianische Ombudsmann für Menschenrechte eingeschaltet hatte, konnte die Situation entschärft werden. Mittlerweile sind die Armeeangehörigen wieder frei.
Die Soldaten waren zuvor in einer Schule in Tibu festgehalten worden. In einem Video, das AFP-Journalisten vom Militär gezeigt wurde, ist eine Gruppe von Soldaten in Tarnkleidung und mit Gewehren zu sehen, die sich zusammenkauern, während Zivilisten sie bewachen. Ein Sprecher der Bauern, der sich selbst als „Junior“ bezeichnete, sagte im Radio, sie seien bereit, über die Freilassung der Gruppe zu verhandeln. Gleichzeitig beklagte er, die Regierung in Bogota habe ihnen entgegen anderslautender Versprechungen nicht geholfen, die Koka-Plantagen durch legale Kulturen zu ersetzen.
Staatspräsident Ivan Duque appellierte an die protestierenden Bauern, die Soldaten freizulassen. Gleichzeitig warnte der rechtskonservative Politiker: „Solche Aktionen dürfen sich nicht wiederholen. Sollte es nicht zu einer umgehenden Freilassung kommen, werden alle Behörden des Landes dies als Entführung werten und dementsprechend handeln.“ Wenig später und nach einer Intervention des Ombundsmannes für Menschenrechte, ließen die Bauern die Soldaten frei und zogen sich zurück.
Frühere Rebellen und das lukrative Drogengeschäft
Tibu liegt in der Region Catatumbo, die nach UNO-Angaben mit mehr als 40.000 Hektar Koka-Plantagen das größte Drogenanbaugebiet der Welt ist. Kolumbien ist dementsprechend der größte Kokainproduzent der Welt. Frühere Mitglieder der aufgelösten Rebellengruppe FARC und andere bewaffnete Gruppen kämpfen entlang der Grenze zu Venezuela um die Kontrolle über den lukrativen Drogenhandel.
Die Regierung geht hart dagegen vor. Soldaten zerstören häufig Koka-Plantagen, die den einzigen Lebensunterhalt für tausende Bauern und Wanderarbeiter bedeuten. Es kommt immer wieder zu Zusammenstößen mit Koka-Bauern.
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