Terror in Norwegen
Täter psychisch krank? „Vieles spricht dafür“
Gerichtspsychiater Reinhard Haller analysiert für die „Krone“ mögliche Hintergründe des Attentats von Norwegen: „Vielleicht wollte der Schütze mit seinem Mordinstrument und mit der Auswahl seiner Opfer bewusst irgendwelche Zeichen setzen.“
„Krone“: Herr Professor Haller – was könnten die Hintergründe des Attentats sein?
Reinhard Haller: Es ist ja erst sehr wenig über den Täter bekannt, die wenigen über ihn verlautbarten Angaben lassen jedoch den Schluss zu, dass er psychisch krank sein dürfte. Seine Konvertierung zum Islam vor zwei Jahren könnte damit in Zusammenhang stehen – weil jede Religion natürlich viel Platz für eigene Interpretationen und folglich auch für wahnhafte Ideen bietet.
Pfeil und Bogen sind ein ungewöhnliches Mordinstrument. Was sagt die Auswahl dieser Waffen über den Täter aus?
Vielleicht wenig – wegen ihrer einfachen Verfügbarkeit. Vielleicht viel. Weil sie ja schon in antiken Schlachten verwendet wurden – und der Schütze somit irgendein Zeichen setzen wollte. In den 35 Jahren, in denen ich mittlerweile als Gerichtspsychiater tätig bin, war ich nur fünfmal mit Menschen konfrontiert, die mit einer Armbrust töten wollten.
Was auffällig ist: Sie alle waren zorn-manische Psychotiker, also seelisch hochgradigst gestört.
Glauben Sie, dass das Verbrechen von langer Hand geplant wurde?
Fest steht jedenfalls: Der Mann muss sehr geübt gewesen sein im Umgang mit seiner Waffe.
Seine Opfer sollen alle zwischen 50 und 70 Jahren alt gewesen sein. Ein Zufall – oder eine bewusste Auswahl?
Beides ist möglich. Offensichtlich scheint mir der ungewöhnliche Umstand, dass der Täter erst vor den Augen der Polizeibeamten sein schreckliches Werk begonnen hat. Was seine Beweggründe dafür waren, werden Psychiater zu klären haben.
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