++ Betreiberkonzern in Krško (Slowenien) setzt auf Verzögerungstaktik ++ Stellungnahmen zum Weiterbetrieb wurden mangelhaft abgeliefert ++ Post von Global 2000 an die Atomgesellschaft wird nicht zugestellt ++ Sind Auflagen nicht erfüllt, muss Reaktor Ende 2023 vom Netz gehen ++
„Verzögern, verhindern, verleugnen - die Betreiber arbeiten mit allen Tricks, um das Kraftwerk nicht abdrehen zu müssen“, schüttelt Reinhard Uhrig fassungslos den Kopf. Der unbequeme Umweltaktivist kennt die taktischen Spielchen bereits zur Genüge: Eigentlich wollte NEK (Nuklearna elektrarna Krško) den Uralt-Reaktor einfach weiterlaufen lassen, still und heimlich. Das hatte sich der Konzern mit der Atomaufsicht in Slowenien hinter verschlossenen Türen so ausgeschnapst.
Jedoch machten Global 2000 und ihre slowenische Partner-Umweltorganisation Friends of the Earth den Herrschaften einen Strich durch die Rechnung - und brachten den Deal zu Fall. Jetzt ist eine grenzüberschreitende Prüfung der Anlage verpflichtend.
Unterlagen wurden mangelhaft eingereicht
Schon im März gab das Umweltministerium unseres Nachbarlands grünes Licht für das Verfahren, bei dem Österreich auch teilnehmen wird. Seitdem heißt es jedoch: Bitte warten! Es fehlen noch wichtige Unterlagen aus Slowenien.
Die Betreibergesellschaft hat zudem weitere Hausaufgaben noch nicht gemacht. Sie sollte nämlich plausibel erklären, warum die Laufzeitverlängerung des Risiko-Reaktors angeblich unproblematisch für Mensch und Umwelt sei - in einer klaren Stellungnahme.
Dabei hapert es jedoch nach Informationen von Global 2000: „Wir haben nun vor Ort von Insidern erfahren, dass man die Unterlagen mehrfach unzureichend und mit Mängeln abgeliefert hat. Dieser Genehmigungsvorgang wird also genauso wenig ernstgenommen wie die längst bekannten technischen Probleme des AKWs.“ Das altersbedingte Sprödewerden wichtiger Kraftwerksteile und das permanente Erdbebenrisiko in der Region würden locker vom Tisch gewischt, ärgert sich Uhrig.
AKW-Betreiber sind „unbekannt verzogen“
Schon mehrfach wurden, so die Umweltschützer, Sicherheits-Upgrades in Krško nicht umgesetzt - aus finanziellen Gründen, weil sich der Reaktor sonst schlicht nicht rentieren würde. Die Atomaufsicht drückte stets großzügig beide Augen zu.
Kritik an diesem Vorgehen ist nicht gerne gesehen. Sie wird meist mit der „Kopf-in-den-Sand-Taktik“ beantwortet, wie im aktuellen Fall: Global 2000 wollte Antworten auf drängende Fragen in der Causa. „Unsere Einschreiben, die wir nach dem Informationsfreiheitsgesetz an die korrekte Anschrift der Eigentümer geschickt haben, kamen postwendend retour - mit dem Hinweis: ,unbekannt verzogen‘“, wundert sich Uhrig. Die kroatischen Co-Eigentümer des Reaktors hatten zuvor wenigstens unverbindliche schriftliche Auskünfte geliefert.
„Verzögern bringt gar nichts, die Zeit läuft für uns. Wenn die grenzüberschreitende Prüfung bis 2023 nicht fertig ist, ist der Reaktor am Ende. Denn die Betriebserlaubnis endet am 31. Dezember 2023“, erklärt der Anti-Atom-Sprecher.
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