Angebliche Migranten

Salzburg stiftet mit Corona-Statistik neues Chaos

Salzburg
22.09.2021 11:06

Salzburg ist Hochrisikogebiet, die Corona-Ampel leuchtet seit Donnerstag wieder dunkelrot. Für die brisante Infektionslage machten Stadt- und Landespolitik insbesondere ungeimpfte Menschen verantwortlich, die als Reiserückkehrer die Zahlen in die Höhe treiben. Die Stadt Salzburg beruft sich auf eine fragwürdige Statistik, die allen infizierten Urlaubern pauschal einen Migrationshintergrund unterstellt. Nur: Es wurde nicht erhoben, ob der Auslandsaufenthalt mit einem Heimatbesuch zusammenhängt oder es sich um klassische Sommerurlaube gehandelt hat.

Zuerst hat man sich auf fremd klingende Nachnamen im Rahmen des Contact Tracings gestützt, nun ist man zurückgerudert. Als Beleg für die gewagte These liefert nun das Büro von Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) eine sehr bemerkenswerte, eigens geführte Statistik.

In der Tabelle wurden die Covid-Infektionen in der Stadt Salzburg vom August 2021 ausgewertet und kategorisiert. Das Ergebnis: 73 Prozent der Infizierten, also 605 Personen, werden dort unter „Migrationshintergrund“ eingeordnet. Diese Summe ergibt sich aus 155 Reiserückkehrern und den daraus resultierenden Ansteckungen.

Auch Sommerurlaub ist „Migrationshintergrund“
Verblüffend: Es wurde nicht erhoben, ob der Auslandsaufenthalt mit einem Heimatbesuch zusammenhängt oder es sich um klassische Sommerurlaube gehandelt hat. In denselben Topf mit tatsächlichen Migranten fallen also auch Österreicher ohne ausländische Wurzeln, die ihre Ferien in Kroatien, Spanien, Italien oder anderen Ländern verbracht und sich dort angesteckt haben.

Steckt ein Mallorca-Urlauber nach seiner Rückkehr Familie, Freunde und Arbeitskollegen an, dann wertet die Stadt sie alle irreführenderweise als Infektionen im Bereich „Migrationshintergrund“. Nur deshalb, weil die Ansteckungsquelle aus dem Ausland kommt. Daraus ergibt sich die hohe Quote von 73 Prozent.

Begriff „unglücklich gewählt“
Bernd Huber, Büroleiter von Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP), gibt zu, dass der Begriff nicht „ganz trennscharf“ und „unglücklich“ gewählt sei. Preuner selbst beschwichtigt: „Es gibt kein besonderes Infektionsproblem bei Migranten und keine Zahlen, die Gegenteiliges belegen würden!“

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Es zählt zu den Fallen der politischen Korrektheit, dass man Sachen nicht beim Namen nennen darf, wenn man damit gewisse Gruppen in die Pflicht nimmt!

Bernd Huber, Büroleiter von Bürgermeister Harald Preuner

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Ich frage mich, ob die Liste überhaupt einen epidemiologischen Wert hat, oder ob einfach wieder auf dem Rücken eines Teils der Bevölkerung Politik gemacht wird.

SPÖ-Gemeinderat Tarik Mete

Absolute Unverständnis kommt hingegen aus Reihen der SPÖ. Gemeinderat Tarik Mete hat bereits eine schriftliche Anfrage zur Statistik gestellt. 

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