Forscher zu Maßnahmen

Stufenplan: Regierung hinkt dem Virus hinterher

Virologin Dorothee von Laer und Komplexitätsforscher Peter Klimek sehen den neuen Stufenplan kritisch. Ihr Tenor: Die Politik reagiert zu spät auf die Infektionszahlen, wie die beiden Experten bei „Moment Mal“ mit Damita Pressl (Video oben) erläutern.

„Die Zahl der Intensivbetten als Auslöser für Corona-Maßnahmen ist meiner Meinung nach der letzte Indikator, der das aktuelle Infektionsgeschehen anzeigt“, so die Innsbrucker Virologin Dorothee von Laer. Auch der Wiener Komplexitätsforscher Peter Klimek kritisiert den Stufenplan. Vor allem stößt dem Experten die späte Reaktion auf Absehbares sauer auf. „Bereits jetzt können wir aus den aktuellen Infektionszahlen ablesen, dass wir in wenigen Tagen die Grenze von 200 Intensivbetten knacken werden.“

Damit wären wir bereits in der ersten Stufe mit FFP2-Maskenpflicht für Ungeimpfte im täglichen Bedarf und in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Dann treten Stufe 2 (ab 300 Intensivbetten) und Stufe 3 (ab 400 Intensivbetten) erst sieben Tage nach Überschreitung in Kraft - rein rechnerisch wäre es in einem pessimistischen Szenario möglich, dass wir Stufe 2 völlig überspringen und direkt zu Stufe 3 übergehen.

Komplexitätsforscher Peter Klimek

(Bild: APA/Helmut Fohringer)

 „Man warnt die Leute nicht erst, wenn der Wirbelsturm bereits auf Land getroffen ist, sondern wenn man den Hurrikan auf Satellitenbildern sieht!“, bringt es der Komplexitätsforscher mit einem bildhaften Vergleich auf den Punkt. „Generell muss man auf steigende Infektionszahlen schnell reagieren und nicht zwei Wochen über diverse Beschränkungen verhandeln“, kritisiert der Wissenschaftler.

Virologin Dorothee von Laer

(Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)

Es gibt aber eine Lösung, um die Corona-Welle zu stoppen: die Schutzimpfung. „Wir leben schon mit Sicherheitskonzepten, die uns nicht zu 100 Prozent vor dem Tod retten, zum Beispiel der Sicherheitsgurt im Auto. Aber mit der Immunisierung spart man sich einen schweren Verlauf“, appelliert von Laer.

Sowohl die Virologin als auch Klimek geben seit Anfang der Pandemie ihre wissenschaftlichen Prognosen und Berechnungen weiter und warnen vor dem Kollaps des Gesundheitssystems. Schaut man auf den aktuellen Stufenplan, fragt man sich, ob die Politik auch auf das fundierte Wissen der Experten hört. „Die Politik muss alle fachlichen Meinungen zusammenführen und dann entscheiden. Aber generell bin ich mittlerweile schon frustbefreit“, so Peter Klimek.