Schiff sucht Hafen

572 gerettete Migranten sitzen am Mittelmeer fest

Ausland
06.07.2021 11:05

Nach sechs Rettungseinsätzen in weniger als fünf Tagen sucht das Rettungsschiff Ocean Viking nach einem sicheren Hafen zum Anlegen. Insgesamt befinden sich 572 Personen - unter ihnen 183 Minderjährige - an Bord, die bei sechs unterschiedlichen Seenotfällen gerettet wurden, wie die private Organisation SOS Mediterranee mitteilte. Die freiwilligen Helfer appellieren laut ihrer Mitteilung nun an die EU, die Geretteten aufzunehmen.

In ihrem zurückliegenden Einsatz retteten die Helfer knapp 370 Menschen von einem überfüllten Holzboot. Keine der zuständigen Seefahrtsbehörden habe die Koordination für die Rettungseinsätze übernommen, lautet nun der Vorwurf der Schiffscrew. „Was wir in den vergangenen Tagen auf See erlebt haben, ist erschütternd“, sagt Luisa Albera, die Such- und Rettungskoordinatorin des Schiffes.

Schwierige Rettungsmissionen
Die Ocean Viking ist derzeit das einzige Schiff einer privaten Seenotretter-Organisation, das im zentralen Mittelmeer operiert. Die übrigen Schiffe verschiedener Organisationen werden entweder in Italien von den Behörden festgehalten oder auf einen kommenden Einsatz vorbereitet.

Auch die libysche und tunesische Küstenwache nehmen immer wieder Menschen im zentralen Mittelmeer an Bord, bringen sie aber in die Länder zurück, aus denen sie aufgebrochen waren. Viele Organisationen kritisieren das mit der Begründung, dass den Geretteten zum Beispiel im Krisenland Libyen Gewalt und schwerste Menschenrechtsverletzungen drohen.

Schon 21.000 Bootsmigranten in Italien
In kleinen, meist überfüllten Booten machen sich Geflüchtete immer wieder zur gefährlichen Überfahrt über das Mittelmeer Richtung EU auf. In Italien wurden mit Stand vom vergangenen Freitag knapp 21.000 angekommene Bootsmigranten gezählt. Im selben Zeitraum des Vorjahres waren es demnach etwas mehr als 7300.

Die Rettungsaktionen der Organisationen sind politisch umstritten. Kritiker meinen, dass vor allem die Schlepper daran verdienen und dass die Folge der Einsätze mehr Bootsmigranten und mehr Tote auf dieser Route seien, wissenschaftlich ist dieser sogenannte Pull-Effekt aber nicht bewiesen. Hilfsorganisationen führen unter anderem an, dass das internationale Seerecht vorschreibe, gerettete Menschen so schnell wie möglich in den nächstgelegenen sicheren Hafen zu bringen.

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