Mit seinem KI-Sprachassistenten hat der US-Konzern Amazon das Leben von Kindern, die Alexa heißen, grundlegend verändert: Besorgte Eltern berichten von Mobbing-Vorfällen, manche ließen gar die Namen ihrer Töchter ändern, weil diese in der Schule und im Alltag massiven Hänseleien ausgesetzt waren. Die Erziehungsberechtigten fordern Amazon deshalb auf, dem KI-Assistenten einen anderen Namen zu geben.
Die Mutter einer Alexa im Teenager-Alter, die in der Schule selbst von ihren Lehrern gehänselt worden sein soll, zur britischen BBC: „Sie wollte sich wegen der Scherze und Reaktionen nirgendwo mehr vorstellen. Sie war und ist noch immer ein Kind, trotzdem dachten Erwachsene, es sei in Ordnung, Scherze auf ihre Kosten zu machen. Es ist verheerend - und die Schule war nicht hilfreich, meinte nur, sie solle widerstandsfähiger werden.“
Wir haben den Kontakt zu Freunden abgebrochen und sie in eine neue Schule geschickt, um ihr einen Neuanfang zu ermöglichen.
Mutter einer Alexa im Teenie-Alter
Das Mobbing, dem die Tochter ausgesetzt war, habe letztlich deren seelische Gesundheit gefährdet. Daher ist die Familie umgezogen und hat den Namen der Tochter geändert. „Sie ist jetzt an einem viel besseren Ort. Wir haben den Kontakt zu Freunden abgebrochen und sie in eine neue Schule geschickt, um ihr einen Neuanfang zu ermöglichen.“
Eltern fordern Namensänderung von Amazon
An Amazon hat die Mutter - stellvertretend für die Eltern anderer Alexas - eine klare Botschaft: „Amazon muss das Standard-Auslösewort auf seinen Geräten ändern. Da gab es offensichtlich keine ausreichenden ethischen Nachforschungen.“
Das Wort Alexa ist heutzutage synonym mit Diener oder Sklave.
Mutter einer Alexa (9)
Die Mutter einer neunjährigen Alexa aus den USA berichtet, dass ihrer Tochter von Mitschülern und Lehrern Befehle gegeben werden, als wäre sie ein Sprachassistent. „Das geht weit über kleine Sticheleien hinaus, hier werden Identitäten gelöscht. Das Wort Alexa ist heutzutage synonym mit Diener oder Sklave.“
Alexa im Babynamen-Ranking massiv abgerutscht
Tatsächlich hat Amazon seinem Sprachassistenten einen Namen gegeben, den bereits Tausende Menschen tragen: Allein in Großbritannien gibt es mehr als 4000 Alexas unter 25, auch in anderen Ländern ist Alexa ein beliebter Name - oder war es zumindest, bevor Amazon seine KI-Assistentin so taufte. Alexa ist im Ranking der beliebtesten Babynamen in Großbritannien von Platz 167 im Jahr 2016 auf Rang 920 im Jahr 2019 abgerutscht.
Ich finde, es ist ethisch nicht akzeptabel, wenn eine Marke einen menschlichen Namen kapern und dessen Bedeutung völlig verändern kann.
Alexa aus Hamburg
Hänseleien sehen sich freilich nicht nur Alexas im angelsächsischen Raum ausgesetzt, sondern auch in Österreich oder Deutschland. Eine Alexa aus Hamburg: „Sobald ich bei einer Präsentation in der Arbeit meinen Namen sage, macht garantiert jemand irgendeine Bemerkung. Ich finde, es ist ethisch nicht akzeptabel, wenn eine Marke einen menschlichen Namen kapern und dessen Bedeutung völlig verändern kann. Mein Name ist meine Identität.“ Die Alexa aus Deutschland fordert Amazon daher ebenfalls auf, den Namen des Sprachassistenten zu überdenken.
Amazon verurteilt Mobbing - anderes Auslösewort möglich
Amazon nehme die Debatte um den KI-Assistenten ernst, heißt es in einer Stellungnahme des Internetkonzerns. „Wir haben unseren Sprachassistenten so gestaltet, dass er Qualitäten widerspiegelt, die wir an Menschen schätzen - schlau, vernünftig, empathisch und inklusiv zu sein.“ Zu hören, dass sich Menschen mit dem Namen Alexa Hänseleien ausgesetzt sehen, stimme Amazon „traurig“, man habe in dieser Sache eine klare Haltung und verurteile jegliche Form von Mobbing auf das Schärfste.
Amazon weist auch darauf hin, dass Nutzer seiner Geräte jederzeit die Möglichkeit hätten, das Auslösewort zu ändern - etwa auf „Echo“, „Computer“ oder „Amazon“. Eine der betroffenen Mütter hält dem aber entgegen, dass Amazon diese Möglichkeit nicht ausreichend kommuniziere.
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