Er starb mit 75

John McAfee: Sein Aufstieg und sein tiefer Absturz

Digital
24.06.2021 14:37

John McAfee, Gründer des gleichnamigen IT-Security-Unternehmens, ist tot. Der 75-jährige wurde leblos in einer Gefängniszelle in Barcelona gefunden, kurz nachdem seine Auslieferung in die USA genehmigt wurde. Alles deutet auf einen Suizid hin. McAfee hatte in seinen jungen Jahren eine einzigartige Karriere hingelegt und unter anderem für die NASA programmiert. Durch den Erfolg seiner Antiviren-Firma war McAfee zeitweise 100 Millionen US-Dollar schwer. Dann stürzte der schillernde IT-Experte allerdings ab, soll sich den Drogen zugewandt haben. In den letzten Jahren machte er vor allem mit Ermittlungen gegen ihn, Skandalen und skurrilen Auftritten Schlagzeilen.

McAfee wurde 1945 auf einer US-amerikanischen Militärbasis im britischen Gloucestershire geboren: Die Mutter war Britin, der Vater US-Soldat. McAfee sollte später berichten, dass der Vater Alkoholiker war und ihn missbraucht habe. Als McAfee 15 war, nahm sich der Vater das Leben. Trotzdem schaffte es McAfee als junger Mann in den USA an die Uni: Am Raonoke College in Virginia schloss er einen Bachelor in Mathematik ab, schrieb die BBC in einem bereits vor einigen Jahren veröffentlichten Porträt.

Schon als Student war der exzentrische John McAfee nicht unbedingt pflegeleicht: Ein Doktoratsstudium, das er in Louisiana begonnen hatte, musste er abbrechen. Der Grund: Er hatte mit einer Studentin geschlafen, die er eigentlich als Mentor betreuen sollte. Später sollte die Studentin seine Frau werden. Der Doktortitel blieb McAfee bis ins Jahr 2008 verwehrt: Da erhielt er vom Raonoke College einen Ehrendoktor.

McAfee arbeitete etwa bei NASA, Xerox und Lockheed
McAfee hielt es nicht lange in der Wissenschaft: Nach dem Studium machte er als Programmierer Karriere beim Who-is-Who der US-amerikanischen Technologiebranche. Er programmierte für die NASA, arbeitete an einem Betriebssystem für Xerox und war unter anderem beim Rüstungskonzern Lockheed beschäftigt.

In den Achtzigern stellte McAfee schließlich die Weichen für seine Karriere als Antiviren-Guru: Noch bei Lockheed erhielt er eine Kopie des vermutlich allerersten Computervirus namens „Brain“, berichtet „Heise“. Der Schädling für IBM-Computer interessierte McAfee und er begann mit der Programmierung von Antiviren-Software. 1987 gründete er seine IT-Security-Firma, mit der er Millionen machen sollte: 1994 ging McAfee an die Börse, 1996 stieg der Gründer aus - mit einem Vermögen von 100 Millionen US-Dollar. Seine letzten Anteile verkaufte McAfee 2006, sein Unternehmen ging an den Chipriesen Intel.

Nach schweren Verlusten als Aussteiger in Belize
McAfees Vermögen sollte nicht von Dauer sein: Ab 2006 dezimierte ein Börsen-Crash sein Vermögen, von den 100 Millionen US-Dollar sollen nur vier übriggeblieben sein. McAfee musste in den USA seine letzten Immobilien verkaufen und zog ins mittelamerikanische Belize. Dort soll McAfee mit Drogen experimentiert und eine Reihe von Start-ups gegründet haben. Eine US-Mikrobiologin suchte für McAfee nach pflanzlichen Arzneien, 2012 kam es nach dem Mord an einem Nachbarn des für seine schrillen Auftritte sowie seine Vorliebe für junge Frauen, Drogen und Waffen bekannten McAfee zur spektakulären Flucht durch den Dschungel nach Guatemala, die letztlich wieder in den USA endete. McAfee wurde als Verdächtiger im Mordfall an seinem Nachbarn geführt, aufgeklärt werden konnte der Mord nie.

Zurück in den USA, machte McAfee ab 2013 weiterhin Schlagzeilen. Da gab es schrille Social-Media-Auftritte, in denen er auf Computer schießt, Ideen für eine Präsidentschaftskandidatur, zwischendurch aber auch immer wieder Pläne für neue IT-Projekte wie ein abhörsicheres Smartphone. Dem neuen Besitzer des von ihm gegründeten Unternehmens waren die Umtriebe McAfees zunehmend suspekt, weshalb Intel die Firma 2014 in Intel Security umbenannte. McAfee spottete über den Schritt, letztlich spaltete sich das Unternehmen 2017 von Intel ab und wurde abermals McAfee getauft. Zu dieser Zeit wurde gegen McAfee bereits wieder ermittelt.

USA suchten McAfee wegen Steuerhinterziehung
Ihm wurde in den USA vorgeworfen, von 2014 bis 2018 Steuern hinterzogen zu haben. 2019 gab er selbst zu, seit 2010 keine Steuererklärungen mehr abgegeben zu haben, weil diese „illegal“ seien. Auch die US-Börsenaufsicht wollte McAfee zu seiner Rolle in verdächtigen Geschäften mit Kryptowährungen zu befragen. McAfee, zu dieser Zeit längst im Rentenalter, flüchtete wieder aus den USA - zuerst nach Kuba, dann weiter nach Spanien, wo sein Leben nun in einer Gefängniszelle in Barcelona endete. Selbst von dort aus meldete sich McAfee noch regelmäßig zu Wort, kritisierte in Social-Media-Postings die schlechte Kost im Zuchthaus und versuchte noch im Jahr 2020, im US-Präsidentschaftswahlkampf mitzumischen.

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Mein bester Freund und mein größter Feind waren beide ich selbst.

John McAfee

Seine Tweets aus dem Gefängnis waren teilweise von Selbstkritik geprägt. McAfee gab zu, im Laufe seines Lebens in bedenklichem Ausmaß Drogen konsumiert zu haben, sein Gesundheitszustand sei entsprechend schlecht. Seine Frau berichtete, er habe rund 14 Kilo Gewicht verloren und könne kaum noch gehen. McAfee selbst ging davon aus, das Ende seines Verfahrens nicht mehr zu erleben. In einem seiner letzten Tweets schrieb McAfee, was auch andere Internet-Promis wie Kim Dotcom über ihn dachten: „Mein bester Freund und mein größter Feind waren beide ich selbst.“

Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person von Suizid-Gedanken betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge unter der Telefonnummer 142. Weitere Krisentelefone und Notrufnummern finden Sie HIER.

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