Schwimmkurse wichtig

Wenn Badespaß zur tödlichen Gefahr für Kinder wird

Österreich
23.06.2021 06:00

Ertrinkungsfälle haben während der Hitze Hochsaison. Oft zählen Kindern zu den Opfern - der Tod lauert im seichten Wasser. Schwimmkurse sind daher äußert wichtig.

Zwischen 600.000 und 700.000 Personen können hierzulande nicht schwimmen! Hinzu kommt: Rund 20 Prozent der Österreicher schätzen ihre Fähigkeiten als (sehr) unsicher bis mittelmäßig ein. Experten sind sich einig: Das Risiko für Badeunfälle ist heuer besonders groß! Das zeigt eine aktuelle Studie des KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit). Mitschuld trägt die Corona-Krise: Seit einem Jahr lernen Volksschulkinder im Rahmen des Sportunterrichts gar nicht mehr schwimmen, und auch sonst gingen Familien deutlich seltener ins Bad als die Jahre zuvor. Österreichweit können sich daher derzeit 162.000 Kinder (fünf bis 19 Jahre), unter ihnen rund 132.000 Sprösslinge im Alter von fünf bis neun Jahren, nicht ausreichend über Wasser halten.

Immer mehr Nichtschwimmer auch bei Erwachsenen
Aber nicht nur die Kleinen, auch Erwachsene erfreuten sich deutlich seltener am kühlen Nass. So verdoppelte sich der Anteil jener, die im vergangenen Jahr nie schwimmen gingen - von 20 auf 44 Prozent!

Wie in vielen anderen Bereichen verstärkte die Pandemie auch beim Thema Schwimmen die bereits bestehenden Unterschiede in den Bevölkerungsgruppen. Sozial Schwächergestellte hatten in den vergangenen Monaten am wenigsten Möglichkeiten, eine für sie sichere Schwimminfrastruktur zu nutzen. Hier fordern die Experten eine rasche „Aufholjagd“ auf allen Ebenen, vor allem auch im Schulsportbereich.

Zu starke Abkühlung als große Gefahr für Ältere
Besonders aufpassen müssen derzeit ebenso ältere Menschen sowie Personen mit Herz-Kreislauf-Problemen. Auch wenn Badeplattformen oder Stege zum Sprung ins erfrischende Nass einladen, kann dies mitunter böse Folgen haben - wie das Drama um Reporter-Legende Peter Elstner zeigt. Zu rasche Abkühlung setzt den Kreislauf unter Druck und sollte daher vermieden werden. Ist der Unterschied zwischen Außen- und Wassertemperatur zu groß, kann der Blutdruck plötzlich stark ansteigen und im schlimmsten Fall einen Herzinfarkt auslösen. Daher zuerst abkühlen, bevor man ins Wasser geht.

Da der Sport im Allgemeinen in den vergangenen Monaten bei vielen zu kurz kam, lauern die Gefahren ebenfalls im Rahmen der Selbstüberschätzung. Untrainiert einen See durchschwimmen zu wollen kann dann tödlich enden. Unsinnige Mutproben oder alkoholisierte Schwimmrunden um Mitternacht fordern außerdem ihre leichtsinnigen Opfer, meist sind junge Männer betroffen.

Die Kleinen ertrinken blitzschnell
Elisabeth Kellner, Rettungsschwimmer-Expertin vom Wiener Roten Kreuz, zu den sich häufenden Notfällen im kühlen Nass.

„Krone“: Warum ist die Kombination von Kindern und Wasser immer wieder so gefährlich?
Elisabeth Kellner: Erwachsene können sich nicht vorstellen, dass die Kleinen mitunter in einer 20 Zentimeter tiefen Wasserlacke lautlos ertrinken. Durch den Totstellreflex, der bis zum dritten Lebensjahr anhält. Die Stimmritze schließt sich, das Kind kann nicht mehr schreien oder sich bewegen, verliert extrem rasch das Bewusstsein.

Was raten Sie den Eltern?
Sprösslinge unter keinen Umständen alleine am Wasser zu lassen. Auch Schwimmflügel reichen als Schutz nicht aus. Man kann sich nicht zwischendurch einen Kaffee holen, wenn das Kleinkind im Planschbecken sitzt! Es könnte vorne überkippen oder an einer Poolleiter hängen bleiben. Vor allem bei freien Gewässern muss man seinen Nachwuchs stets im Auge behalten, aber auch in Erlebnisbädern. Nichtschwimmer können keinesfalls alleine zum Beispiel auf einer Reifenrutsche dahingleiten. Unbedingt während der Pandemie versäumte Schwimmkurse nachholen! Es gibt hier auch verschiedene Aktionen, etwa von der Stadt Wien. Aber auf die Qualität der Schwimmschulen achten, da diese unter „freies Gewerbe“ fallen.

Welche Risiken drohen Erwachsenen?
Nach langer Schwimmpause durch die Corona-Krise muten sich jetzt manche eventuell zu viel zu. Wer nach dem Sonnenbad erhitzt direkt ins Wasser springt, steigert das Risiko für Herzprobleme und -infarkt. Vor allem Ältere müssen hier aufpassen. Daher vorher kühl abduschen oder in den Schatten gehen. Keinen Alkohol trinken!

Was tun, wenn man einen Erwachsenen sieht, der Probleme im Wasser hat?
Im Gegensatz zu Kindern schreien diese oft um Hilfe und schlagen um sich (außer sie ertrinken „trocken“ nach Herzinfarkt o.Ä.). Am besten Umstehende um Hilfe und einen Notruf an die Rettung (144) bitten. Mit einer Luftmatratze oder Schwimmnudel sowie ein, zwei weiteren Helfern den Verunfallten an Land oder auf ein Floß bringen.

Atmung und Lebenszeichen kontrollieren. Kopf überstrecken. Atmet der Betroffene, in die stabile Seitenlage drehen. Ansonsten Herzdruckmassage durchführen, bis die Rettung eintrifft. Aufgrund der Corona-Situation wird die Beatmung bei Fremden nicht empfohlen. Das kann der Ersthelfer aber selbst entscheiden. Manchmal kommt dann das verschluckte Wasser wieder hoch.

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