Die SPÖ hat die Forderung von Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) nach einem deutlich höheren Fleischpreis scharf kritisiert. „Fleisch für alle Familien in Österreich um 33 Prozent teurer zu machen ist nicht die Lösung für katastrophale Zustände in der Fleischproduktion“, sagte der rote Nationalratsabgeordnete Max Lercher gegenüber krone.at. Dass die zuständige Ministerin ein Politikversagen auf die Konsumenten schiebe, sei für Lercher „eine Frechheit“. Köstinger Antwort auf die Kritik folgte prompt.
Laut dem steirischen Politiker würden viele Familien massiv unter den Folgen der Corona-Krise leiden. „Viele müssen zum Monatsende jeden Euro mehrmals umdrehen. Die Schuld für die Verfehlungen in der österreichischen Fleischproduktion auf österreichische Familien zu schieben, ist nicht nur billig - das trifft die Falschen.“
„Förderung von Großbauern und Agrarindustrie ist ein Systemproblem“
Ihm zufolge seien laut Wiener Tafel in Österreich bald eine Million Menschen auf Lebensmittelspenden angewiesen. Lercher: „Mit einem Ministereinkommen von 18.000 Euro kann Köstinger leicht und locker behaupten, dass die Lebensmittelpreise bei Fleisch in Österreich einfach um 33 Prozent steigen sollen.“ Im jetzigen System käme das laut Lercher nur dem Handel und den Großbauern zugute. „Wir müssen das System ändern, und zwar für die Produzenten und Konsumenten“, fordert Lercher. Die jahrzehntelange Förderung von Großbauern und Agrarindustrie in der ÖVP sei ein Systemproblem, „das rasch behoben werden muss“.
Köstinger steltl klar: „Fleisch soll nicht für Konsumenten teurer werden“
Köstinger lässt die Kritik Lerchers nicht gelten und stellte gegenüber krone.at klar: „Das Fleisch soll nicht für die Konsumenten teurer werden, die Bauern sollen einen fairen Preis dafür bekommen. Wenn Lebensmittelketten auf Rabattschlachten verzichten würden, dann müssten sie nicht bei den Erzeugern den Preis so brutal drücken.“
Rückendeckung bekommt Lercher von seiner Parteikollegin im Nationalrat, Conny Ecker: „Die Förderung der Agrargroßindustrie muss in Österreich endlich ein Ende haben, wir müssen unsere Klein- und Biobauern stärker unterstützen. Mit Förderungen soll die Produktion in die richtigen Bahnen gelenkt und nicht ÖVP-Klientelpolitik betrieben werden.“
Köstinger: „Haben Griller um 800 € und legen Bratwurst um 80 Cent drauf“
In einem Interview mit dem „profil“ hatte Köstinger einen deutlich höheren Fleischpreis gefordert. „Fleisch müsste eigentlich um ein Drittel teurer sein, nur so können die Bauern vernünftig wirtschaften“, sagte die türkise Ministerin - und nahm den Handel in die Pflicht.
Dieser drücke nämlich die Preise. Das müsse sich ändern, so Köstinger. „Wir haben Griller um 800 Euro im Garten stehen und legen eine Bratwurst um 80 Cent drauf. Das ist pervers“, appellierte die Landwirtschaftsministerin auch an die Bevölkerung, ihr Konsumverhalten zu verändern.
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