Über 20 Jahre kaufte, betrachtete und hortete ein 74-jähriger Südburgenländer Kindesmissbrauchsmaterial. Seit er aufgeflogen ist, gibt sich der Mann geläutert und denkt sogar an, sich einer Therapie zu unterziehen. Er wurde schuldig gesprochen.
Unvorstellbare 46.749 Bilddateien sowie 720 Videos mit sexualbezogenem Kindesmissbrauchsmaterial hat der 74-Jährige auf seinem Computer heruntergeladen und also besessen. Beachtlich ist auch der lange Tatzeitraum: Begonnen hat der Pensionist aus dem Bezirk Oberwart 2004, ertappt wurde er 20 Jahre später – weil eine Überwachungsplattform in den USA nach einer Online-Bestellung Alarm geschlagen hatte.
Die Sichtung der riesigen Datenmenge beschäftigte das Landeskriminalamt Burgenland mehr als ein halbes Jahr lang. „Wenn mich die Kollegen nicht unterstützt hätten, säßen wir heute noch nicht hier“, sagt die zuständige Bezirksinspektorin im Zeugenstand. Was man vorrangig sichergestellt habe, will die Richterin wissen. „Abbildungen von sexuellen Handlungen mit Jugendlichen und hauptsächlich Kindern, die deutlich unter 14 sind. Meist waren darauf auch ältere Männer zu sehen.“
Der Angeklagte bekennt sich beim Prozess am Landesgericht Eisenstadt vollinhaltlich schuldig. „Es ist für mich schwer zu erklären“, sagt er. „Ich schäme mich und es tut mir auch leid.“
Nur „teilweise“ sexuell erregt
Er habe über all die Jahre einen „regelrechten Sammeltick“ entwickelt. „Ich wollte so viel wie möglich anschauen, was es im Internet alles gibt und habe alles runtergeladen, was ich fand.“ Nur „teilweise“ sei er beim Betrachten der Bilder und Videos sexuell erregt gewesen. „Also bei den Kindern eher nicht, bei den Jugendlichen aber sehr wohl.“
Frau Bezirksinspektor, die nach der Aussage als Zuhörerin im Saal geblieben ist, kann kaum glauben, was sie da hören muss. Sie schüttelt ungläubig den Kopf. Vermutlich denkt auch sie gerade an die Tausenden geschundenen Seelen. An bleibende Schäden. An Ausbeutung. An Perversion.
Freilich verspüre er „nicht mehr das Bedürfnis, solche Sachen herunterzuladen“, sagt der Südburgenländer – seit er ertappt worden ist. „Es ist eine abgeschlossene Sache für mich. Vielleicht mache ich irgendwann eine Therapie. Es hat geheißen, dass es vielleicht nicht schlecht wäre.“
Empfindliche Geldbuße, aber keine verordnete Therapie
Nach exakt 20 Minuten ist der Schuldspruch gefällt: 12 Monate bedingte Haft bei dreijähriger Probezeit; 5400 Euro Geldbuße; 800 Euro Verfahrenskosten. Von der Verordnung einer Therapie wird abgesehen, warum auch immer. Der Pensionist nimmt das Urteil an. Die Staatsanwältin gibt keine Erklärung ab, also: Nicht rechtskräftig.
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