Pferde als Nutztiere

Tierischer Erfolg: Arbeitshelfer der anderen Art

Steiermark
18.05.2021 07:00

Das Pferd als Nutztier wird in der Steiermark wiederentdeckt. Von der Müllentsorgung bis zur Forstarbeit - die tierischen Helfer leisten ganze Arbeit.

Die Augen muss sich wohl der eine oder andere Bewohner von Bad Mitterndorf reiben, wenn „Ester“, „Adler“ und „Falke“ an der Haustür vorbeitraben. Die drei Pferde von Landwirt Rudi Seebacher übernehmen in der obersteirischen Gemeinde nämlich eine Aufgabe, die man eigentlich nur mit großen, lauten Wagen und starken Männern verbindet: die örtliche Müllentsorgung. „In einem Rhythmus von acht Wochen sammeln wir mehr als 1600 gelbe Säcke ein, das entspricht etwa vier Tonnen Kunststoff- und Leichtverpackungen“, erzählt Günther Habel, der Geschäftsführer der ausführenden Energie AG Umwelt Service GmbH.

Zuerst wird der Abfall bei den Haushalten in Bad Mitterndorf eingesammelt, danach bringen die Pferde in einem eigens dafür angefertigten Anhänger die Säcke zum eigenen Hof, wo diese schließlich in einen Presscontainer umgeladen werden. „Im Anschluss erfolgt die sortenreine Trennung der recycelbaren Materialien, diese wandern dann als Sekundärrohstoffe wieder zurück in den Wertstoff-Kreislauf“, erläutert Habel.

Pferde-Sammlung spart tonnenweise CO2
Nachteile gebe es laut dem innovativen Unternehmen keine: „Im Gegenteil“, betont der Firmenleiter, „die Kooperation mit dem Pferdefuhrwerks-Unternehmen ist ein kleiner, aber wichtiger Schritt auf dem Weg zur CO2-Neutralität.“

Wasserreicher Boden besonders empfindlich
Äußerst gute Erfahrung mit der Arbeit mit Pferden macht man auch im vom Ausseerland nicht weit entfernten Nationalpark Gesäuse. Da zur Schneeschmelze parallel noch viel Niederschlag dazukommt, ist der Boden zurzeit ungewöhnlich nass. „Schwere Harvester oder Traktoren, die normalerweise bei der Forstarbeit zum Einsatz kommen, würden da tiefe Fahrspuren hinterlassen“, weiß der zuständige Förster Andreas Holzinger. „Und, noch weit schlimmer, die Maschinen würden Wurzelverletzungen bei den stehenden Bäumen verursachen.“

Vertrag verlängert
Die aufgeschlossenen Obersteirer haben also kurzerhand ein Experiment gestartet: „Wir wollten einfach einmal ausprobieren, wie es ist, für die sogenannte Rückung von geschlägerten Stämmen Pferde zum Einsatz zu bringen“, sagt Holzinger. Und fügt sogleich hinzu: „Es läuft von Beginn an dermaßen gut, dass wir den Vertrag mit unserem neuen Partner bereits verlängert haben“, zeigt sich der Fachmann begeistert.

Gute Tagesleistung
Drei starke Ardenner-Hengste sind es, die aktuell acht bis zwölf Meter lange Bloche abtransportieren. „Diese Doppellängen sind für die Tiere gut machbar und man kann von den 800 bis 900 Kilogramm schweren Vierbeinern eine ausgezeichnete Tagesleistung erwarten“, bilanziert Holzinger.

Die Balance zwischen Ökologie und Ökonomie würde trotz Unkenrufen aus der Branche stimmen. Weshalb das Modell nun weitere Kreise ziehen soll. Holzinger: „Die steiermärkischen Landesforste wollen die naturschonende Methode auch in ihren Wäldern anwenden.“

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Steiermark
Kostenlose Spiele
Vorteilswelt