1000 Treffen in Hall

Am Stammtisch der Tiroler Sterngucker

Tirol
26.04.2021 17:00

Herznebel, Sternenhaufen, Sonnenfinsternis: Am Tiroler Astro-Stammtisch im Hotel Heiligkreuz in Hall ist der Jargon zwar ungewöhnlich, Tratschen und Spaß stehen aber trotzdem an erster Stelle.

„Ein kleiner Schritt für den Menschen, ein riesiger Sprung für die Menschheit“ - und vor dem Fernseher ein Tiroler Bub im Volksschulalter. Als Bruno Stampfer die Mondlandung miterleben durfte, packte ihn das Interesse an der Astronomie. Mit 14 Jahren kaufte er sich ein Teleskop. „Da hat es dann richtig gefunkt, als ich das erste Mal die kraterübersäte Landschaft des Mondes sah“, erinnert sich der 58-Jährige.

Ein Foto von der totalen Mondfinsternis. (Bild: Bruno Stampfer)
Ein Foto von der totalen Mondfinsternis.

Im Jahr 1985 dann der „Urknall“: Stampfer gründete den „Ersten Astronomischen Verein B.P. Observatory Innsbruck“ – mit großem Erfolg. Die Mitgliederanzahl wuchs stetig, eine Zeitschrift wurde veröffentlicht und zur Beobachtung des Kometen „Halley“ erschienen 1200 Interessierte. „Aber meine ganze Freizeit ging mit Schreiben, Kursen und den Einführungen drauf“, schildert Stampfer, der immer Hobby-Astronom blieb und beruflich den Stand „Brunos Fruchtinsel“ in der Innsbrucker Markthalle betreibt.

1000 Treffen überdauert
Ein paar Jahre später hatte dies die Auflösung zur Folge. „Es war um den Verein schade, aber mein Ziel, einen harten Kern an Tiroler Astronomen zusammenzubringen, hatte ich erreicht“, vergießt Stampfer keine Tränen. Dieser Kern blieb ihm bei der Gründung des „Astro-Stammtisches“ im Jahr 2000 treu. Seither fanden mehr als 1000 gemeinsame Treffen im Hotel Heiligkreuz in Hall statt.

19 Stunden lang belichteten Stampfer und Eisendle den schönen „Pferdekopfnebel“. (Bild: Bruno Stampfer, Rainer Eisendle)
19 Stunden lang belichteten Stampfer und Eisendle den schönen „Pferdekopfnebel“.

Die Quintessenz der Zusammenkünfte blieben Spaß an Astronomie, Erfahrungsaustausch, gegenseitige Hilfe und „natürlich ganz viel Blödeln“, wie Stampfer betont. „Auf unserer Mailingliste sind etwa 50 Personen aus ganz Tirol“, schildert Hotelier Rainer Eisendle, der selbst Teil der Runde ist und den Treffpunkt zur Verfügung stellt. Mit dabei sind größtenteils Hobby-Astronomen, doch jeder Interessierte ist willkommen. Mitglied Wolfgang Jais zum Beispiel ist auf dem Gebiet ausgebildet, während die Mutter eines Zehnjährigen dazustieß, um sich Tipps für den Umgang mit dem Fernrohr zu holen.

Mit Spiegelreflex kann man schon mitmischen
Für Nachwuchs stehen die Sterne günstig: Vor kurzem stieß Johannes Leiß zur Gruppe. Seit er sich erinnern kann, fotografiert er gerne – seit 2019 steht auch der Nachthimmel regelmäßig auf dem Programm. „Es ist wie bei jedem Hobby einfach angenehm, wenn man sich mit Leuten über ähnliche Interessen austauschen kann“, erzählt der 27-Jährige von der Kontaktaufnahme mit dem Stammtisch. Er besaß damals schon ein Teleskop, doch eigentlich braucht es für die Astrofotografie nicht sonderlich viel.

Den ebenfalls namenstreuen „Rosettennebel“ konnte Leiß auch bereits einfangen. (Bild: Johannes Leiß I Instagram: @johannesleiss)
Den ebenfalls namenstreuen „Rosettennebel“ konnte Leiß auch bereits einfangen.

„Das Wichtigste ist ein dunkler Ort – abseits von einer Stadt, höher gelegen und wenn möglich mit Südsicht“, legt Stampfer die Basis. „Mit einem Feldstecher lässt sich dann schon einiges beobachten.“ Auch Leiß betont, dass man sich nicht gleich eine teure Ausrüstung kaufen muss: „Für ein Panorama reicht schon eine handelsübliche Spiegelreflexkamera.“ Wer irgendwann etwas professioneller arbeiten und tiefer in den Weltraum blicken will, muss allerdings doch Geld in die Hand nehmen – um sich etwa ein Teleskop, Belichtungsmontierung und weitere wichtige Hilfsmittel anzuschaffen.

Vom Herznebel und der totalen Sonnenfinsternis
Mit der passenden Ausrüstung und dem entsprechenden Know-how lassen sich gewaltige Spektakel am Himmel beobachten. „Mich hat die erste totale Sonnenfinsternis in Chile aus den Schuhen gerissen“, erinnert sich Stampfer. Leiß’ Lieblingsbeobachtung ist der „Herznebel“: „Die Form ist gleich erkennbar – es ist kein abstrakter Name.“

Vom „Herznebel“ ist Leiß fasziniert, weil er seinem Namen gerecht wird. (Bild: Johannes Leiß I Instagram: @johannesleiss)
Vom „Herznebel“ ist Leiß fasziniert, weil er seinem Namen gerecht wird.

Vor Corona veranstaltete die Runde gemeinsame Foto- und Beobachtungs-Sessions. Das ist zur Zeit leider nicht möglich, doch die wöchentlichen Treffen finden digital statt. Jeder könne gerne vorbeischauen, betont Eisendle und verweist auf die Webseite. Die Gruppe hofft, sich ab Sommer wieder richtig treffen zu können – unterm Sternenhimmel im Garten vom Hotel Heiligkreuz.

Weitere Informationen: www.astrostammtisch.com

Mirjana Mihajlovic
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