Dramatischer Trend

Gletscher-Rückzug im Schnitt um weitere 15 Meter

Tirol
10.04.2021 07:00
Der Alpenvereins-Bericht ist erneut dramatisch, denn der Schwund des „ewigen Eises“ geht weiter. Im Zillertal ist es am schlimmsten – minus 104 Meter am Hornkees. Der durchschnittliche Rückgang beträgt 15 Meter, der Trend setzt sich fort

Die traurige Entwicklung scheint in Zeiten des Klimawandels unumkehrbar zu sein: Laut den neuesten Messergebnissen des Alpenvereins schmolzen 85 der 92 beobachteten heimischen Gletscher weiter ab. Der durchschnittliche Rückgang in den Sommermonaten lag bei 15 Metern Eisfläche, im Jahr zuvor waren es 14,3 Meter. Quer durch Österreich wird der Gletscherrückzug mit 248 Messmarken und knapp 100 Helfern genau dokumentiert.

Keine Kaltlufteinbrüche im Sommer sind fatal
Die Ursache überrascht wenig: „Insgesamt war es von Oktober 2019 bis September 2020 wieder um 1,6 Grad zu warm. Im Sommer blieben Kaltlufteinbrüche und Schnee aus, damit wurde der Altschnee massiv angegriffen“, erklärten Gerhard Lieb und Andreas Kellerer-Pirklbauer, die Leiter des Gletschermessdienstes beim Alpenverein.  Die Folge: 92,4 Prozent der Gletscher zogen sich weiter zurück. Ein erschreckender Ausreißer nach oben war das Hornkees in den Zillertaler Alpen (minus 104 Meter). In dieser Region im hintersten Zillertal fiel der Gletscherschwund mit durchschnittlich 39,4 Meter österreichweit am heftigsten aus.

Auch die Pasterze, Österreichs bekanntester Gletscher zu Füßen des Großglockners, zog sich um weitere 52,5 Meter zurück. „Um den Klimawandel zu erkennen, genügt es, sich einen Spielfilm aus den 1960er Jahren anzusehen, der auch bei der Pasterze gedreht wurde“, verdeutlichte Ingrid Hayek, Vizepräsidentin des Alpenvereins, die beständige Entwicklung. Die Konsequenzen des Rückgangs sind triste Schotterfelder, verlegte Wege sowie eine erhöhte Erdrutsch- und Steinschlaggefahr für Alpinisten.

Nicht immer lässt sich das Gletscher-Drama in Metern messen – die Experten stellten die Zerteilung und Ausdünnung von Eisflächen oder Einsturztrichter mit neuen Seen fest.  Fazit der Gletscher-Experten des Alpenvereins: „Das vergangene Beobachtungsjahr ist ein weiteres in einer Periode des drastischen Schwundes, der wohl noch lange andauern wird.“ Diese Entwicklung sei auch kaum mehr aufzuhalten, dafür seien das System zu träge und die Naturräume zu sensibel. Selbst bei Erreichung von globalen Klimazielen (etwa die Erwärmung bis zum Jahr 2100 auf 1,5 Grad zu begrenzen) würden von den Gletschern wohl nur schattseitige kleinere Reste übrig bleiben.

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