Blutige Geschichte

Forscher lokalisiert Vampir-Mythos im Schloss Hainfeld

Steiermark
28.12.2010 12:11
Eine bewegte Geschichte hat das Schloss Hainfeld (Bild) im Bezirk Feldbach hinter sich. Es beheimatete einen der bedeutendsten Orientforscher, einen Operettenkomponisten und eine Malerin, wie man im Buch "Projekt Hainfeld" nachlesen kann. Der Vampirforscher Rainer M. Köppl lokalisiert aber auch einen interessanten Vampir-Mythos im südoststeirischen Gemäuer.

Als sein "Sorgenfrei fern von allen Geschäften" hat der zu seiner Zeit weltberühmte Orientalist Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall das Schloss Hainfeld bezeichnet. Jeden Sommer verbrachte er sechs Wochen auf dem Anwesen, das er 1836 von Jane Anne Cranstoun, der letzten Vertreterin der Familie Purgstall geerbt hatte. Das Schloss sollte vorerst aber nicht als Wahlheimat des bekannten Orientalisten berühmt werden, sondern wegen der unheimlichen Umstände, unter denen Cranstoun dort ihre letzen Jahre gelebt hatte, wie Rainer M. Köppl in "Der Vampir sind wir" berichtet.

Zu Lebzeiten Sarg im Haus aufgestellt
Nachdem ihr Gatte und Sohn innerhalb weniger Monate verstorben waren, hatte sich Cranstoun auf dem Schloss zurückgezogen, verließ kaum noch das Bett und ließ sich noch zu Lebzeiten einen reich verzierten eisernen Sarg im Schloss aufstellen. Bei ihrem Begräbnis 1835 begrub dieser beinahe die Totengräber unter sich. Davon berichtet der Schriftsteller Basil Hall in seinem berühmt gewordenen Reisebericht "Schloss Hainfeld: A Winter in Lower Styria".

Köppl sieht in diesem düsteren und morbiden Buch einen Grund dafür, warum die Steiermark - vor allem auf den britischen Inseln - über Jahre hinweg als Heimat der Vampire galt. Frühe Aufzeichnungen von Bram Stoker etwa belegen, dass er "Dracula" ursprünglich hier ansiedeln wollte. Während sich Stoker dann doch für Rumänien entschied, lebte die Familie Hammer-Purgstall über Generationen hinweg auf Schloss Hainfeld.

Besonders durch die "regionale08" wurde das Schloss wieder verstärkt ins Interesse der Öffentlichkeit gerückt. Mit dem Buch "Projekt Hainfeld" legen die Herausgeber Wolfgang Dornik, Rudolf Grasmug und Peter Wiesflecker nun ein Konvolut an Beiträgen zur Geschichte von Schloss, Bewohnern und Umfeld nach. Ein ausführliches Porträt ist etwa Heinrich Hammer-Purgstall, dem Urenkel des Orientalisten Joseph, gewidmet. Er erbte das Schloss 1912 und empfand darin zumindest anfänglich alles andere als ein "Sorgenfrei".

Eigentlich wollte sich der damals 28-Jährige auf seine Karriere als Komponist konzentrieren und sah sich nun plötzlich mit Agrarproblemen konfrontiert. So dauerte es bis 1938, bis ihm mit der Operette "Rekord" doch noch der Durchbruch gelang. Auch Heinrichs Frau Cleo, die bis zu ihrem Tod 2003 auf Schloss Hainfeld lebte, war künstlerisch tätig. Die Malerin und Bildhauerin gestaltete vor allem naturalistische Porträts und Landschaftsbilder. Schauplatz ihrer Gemälde ist meist das heimatliche Schloss.

"Projekt Hainfeld" beleuchtet auch dunkle Zeiten
"Projekt Hainfeld" geht aber über die Grenzen der Schlossmauern und Familiengeschichte hinaus und setzt sich ausführlich auch mit der Zeit des Nationalsozialismus in der Region auseinander. Von der antisemitischen Gästepolitik im Kurort Bad Gleichenberg bis hin zu den Judenerschießungen kurz vor Kriegsende am Fuße des Steinbergs, gibt das Buch interessante und erschütternde Einblicke in das dunkelste Kapitel der Geschichte der Region.

  • Wolfram Dornik, Rudolf Grasmug und Peter Wiesflecker (Hg.) "Projekt Hainfeld" (Studienverlag, 264 Seiten, 29,90 €).
  • Rainer M. Köppl, "Der Vampir sind wir" (Residenz Verlag, 288 Seiten, 21,90 €).

von Christoph Hartner, "Steirerkrone"

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