Neues Bundesgesetz

Rothschild-Nachfahre ist jetzt auch Österreicher

Wien
25.03.2021 15:18

Vizebürgermeister und Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) hat am Donnerstag die österreichische Staatsbürgschaftsurkunde an den Nachfahren der Familie Rothschild, Geoffrey R. Hoguet, überreicht, der derzeit in Wien zu Besuch ist. Bisher wurden von der Stadt insgesamt 2182 dieser Verfahren positiv entschieden, davon haben bereits 417 Personen die österreichische Staatsbürgerschaft formal erworben.

Hintergrund ist eine vom österreichischen Parlament 2019 einstimmig beschlossene Novelle, die die österreichische Staatsbürgerschaft auch für Nachkommen von geflohenen Opfern des NS-Regimes vorsieht und es ihnen ermöglicht, diese zu erhalten, ohne dafür ihre bisherige Staatsangehörigkeit aufgeben zu müssen. In der zuständigen Behörde der Stadt Wien, der Magistratsabteilung 35 - Einwanderung und Staatsbürgerschaft, wurde dazu ein eigenes Referat eingerichtet, wo den Angaben der Behörde zufolge bisher fast 6000 Anträge eingelangt sind - einer davon von Rothschild-Nachfahre Geoffrey R. Hoguet.

Wiederkehr: „Wichtiger und längst überfälliger Schritt“
Es sei „ein wichtiger und längst überfälliger Schritt, jenen Personen, deren Angehörige aus Österreich aufgrund des NS-Regimes fliehen mussten, die Möglichkeit auf eine österreichische Staatsbürgerschaft einzuräumen“, so Wiederkehr am Donnerstag. Es gehe dabei „nicht nur um die Verleihung der Staatsbürgerschaft als symbolische Geste, sondern darum aufzuzeigen, dass dieses Kapitel in Österreichs Geschichte nicht vergessen werden darf!“ Ihm sei es wichtig, „so den Vertriebenen und ihren Nachkommen jenen Respekt zu zollen, den sie verdienen und ihnen den Schritt zurück in ihre leider gewaltvoll geraubte Heimat zu erleichtern“, zeigte sich der NEOS-Stadtrat bei der persönlichen Übergabe erfreut.

Für Geoffrey Hoguet, Enkelsohn von Alphons Freiherr von Rothschild, war die Entscheidung, die österreichische Staatsbürgerschaft wieder anzunehmen ein großer Schritt: „Natürlich fühlt sich meine Familie und fühle ich mich diesem Land in vielschichtiger und teilweise schmerzvoller Weise sehr verbunden. Wie man es dreht und wendet: am Ende sind wir nicht ohne Stolz Österreicher und es ist gut und richtig, dass die Republik das nun auch anerkennt.“

Streit um Rothschild-Stiftung dauert an
Schwieriger gestaltet sich der Kontakt zu den Behörden für den Familien-Nachfahren aktuell im Zusammenhang mit der „Nathaniel Freiherr von Rothschild‘schen Stiftung“. Kürzlich wurde seine Beschwerde auf Wiedereinrichtung des ursprünglichen Kuratoriums vom Landesverwaltungsgericht abgewiesen. In dem Streit geht es laut einem APA-Bericht um jene 1907 gegründete Stiftung, die das bis heute existierende Neurologische Zentrum Rosenhügel gegründet hat.

Die Stiftung war von den Nationalsozialisten aufgelöst worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1956 das Magistrat als Verwaltungsorgan eingesetzt. Vertreter der Familie sind nicht mehr im Kuratorium vertreten. Seine Beschwerde gegen die Änderungen wurde als unzulässig zurückgewiesen. Hoguet sei weder Begünstigter noch Organ der Stiftung und habe darum keine Parteienstellung, hieß es. Eine „Weitervererbung“ in dem Sinn, dass jeder Nachfahre in die Position nachrücke, gebe es nicht. Und auch bei der Erstzusammensetzung seien nicht nur Familienmitglieder im Kuratorium vertreten gewesen, wird im entsprechenden Urteil ausgeführt.

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