Experten alarmiert

Corona: Mehr Kinder mit Angst- und Traumasymptomen

Tirol
23.03.2021 14:37

Im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie wird in Tirol seit März des Vorjahres das psychische Wohlergehen von Kindern im Alter von drei bis zwölf Jahren beobachtet. In der zweiten Befragungswelle von Dezember bis Ende Jänner 2021 war ein deutlicher Anstieg an Angst- und Traumasymptomen zu verzeichnen. Die Direktorin der Innsbrucker Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Kathrin Sevecke, zeigte sich am Dienstag „alarmiert“ und forderte die Politik zum Handeln auf.

Auswertungen der zweiten Befragungswelle zeigen: „Rund 15 Prozent der Kinder wiesen mittlerweile Symptome, die auch klinisch relevant sind, auf“, betonte Silvia Exenberger, Psychologin an der Kinder- und Jugendpsychiatrie am LKH Hall. In der ersten Befragungswelle im März des Vorjahres waren es drei Prozent. 703 Familien, damit um 280 mehr als bei der ersten Befragung im Frühjahr 2020, und 224 Kinder hätten teilgenommen und die Onlinefragebögen ausgefüllt, berichtete Sevecke, die auch als Primaria der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am LKH Hall tätig ist.

Sevecke appellierte an die Politik, bei der Planung künftiger Maßnahmen die seelischen Folgewirkungen und teilweise Folgeschäden zu bedenken. Die Studienergebnisse und der klinische Eindruck bestärke sie in der Annahme, dass hier belastete und teilweise psychisch kranke Kinder heranwüchsen.

Sorgen, Aggression, Schlafstörungen und Co.
Nach Selbstauskunft der Kinder seien die Traumasymptome um rund 60 Prozent gestiegen, doppelt so viele Kinder wie noch in der ersten Befragungswelle gaben an, sie seien besorgt oder ängstlich, teilte Exenberger mit. 45 Prozent mehr Kinder würden Aufmerksamkeitsprobleme zeigen, zudem seien die Kinder aggressiver und würden häufiger Rückzugsverhalten zeigen. „Nach Sicht der Eltern haben sich außerdem die somatischen Beschwerden, also beispielsweise Bauchweh oder Schlafstörungen mehr als verdoppelt“, erklärte Exenberger. Hiervon seien vor allem Kindergartenkinder betroffen. Obwohl im zweiten Befragungszeitraum keine Quarantäne verordnet war, empfanden die Kinder ihre Lebensqualität als gleich niedrig wie im März 2020.

„Auf Worte sind noch keine Taten gefolgt“
Sevecke wies zudem auf Versäumnisse in der Gesundheitspolitik hin: Ressourcen müssten aufgestockt, ambulante Therapieplätze ausgebaut werden. Außerdem müsse die Behandlung psychisch kranker Kinder und Jugendlichen zur Gänze von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Es sei an der Zeit, alternative Behandlungsmöglichkeiten, wie etwa eine Behandlung zuhause („Home-Treatment“) zu fördern. „Auf Worte sind noch keine Taten gefolgt“, kritisierte die Expertin das Land Tirol und Versäumnisse in der bundesweiten Gesundheitspolitik.

Quelle: APA

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