Lockdownmüdigkeit

Stadttheaterchef: „Wir sind offenbar nichts wert“

Kärnten
18.03.2021 11:50

2021/22 ist die erste reguläre Spielzeit von Aron Stiehl am Stadttheater Klagenfurt - doch der Vorhang geht nicht auf: „Wir proben immer nur bis zu den Endproben, dann wird wieder verschoben.“ Er fordert von der Politik endlich Lösungen.

„Wir haben keinen Output, kein Ziel, drehen uns um uns selbst“, sagte Aron Stiehl im APA-Interview. „Man kann Stücke nicht ewig wieder aufnehmen. Beim zweiten Mal schmeckt das Essen noch, wenn es wieder aufgewärmt wird, aber beim dritten oder vierten Mal wird‘s fad. Was ist ein Theater ohne Publikum? Nichts!“ Durch das ständige Hin und Her zwischen Ausgangssperren, Versammlungsverbot und Lockerungsschritten gebe es keine Perspektiven.

Die fehlende Planungssicherheit veranlasste den Theatermacher vorzupreschen und Ende Jänner die Schließung seines Hauses bis nach Ostern anzukündigen. „Die Politik in Wien gibt uns das Gefühl, dass wir offenbar nichts wert sind, da nicht auf Augenhöhe mit uns kommuniziert wird. Ich vermisse hier den nötigen Respekt.“ Inzwischen wurden drei Produktionen geprobt: William Shakespeares „Was ihr wollt“ (Premiere 8. April), Gioacchino Rossinis „Barbier von Sevilla“ (Premiere 10. April) und Carl Zellers „Der Vogelhändler“ (Premiere 29. April). „Im Rückblick die richtige Entscheidung“, resümierte Hausherr Stiehl, dem bei den Proben vor Rührung über das Live-Erlebnis die Tränen kamen.

Was er noch spürt, ist die zunehmende Ungeduld mit der Regierung. Die „halbherzige, einseitige Öffnung nur der Geschäfte“ sei viel zu früh gewesen, „was da gerade passiert, ist eine Bankrotterklärung für die Kulturnation Österreich“. Es gehe nicht um Politiker-Bashing oder eine Neiddebatte, in der Haut eines Politikers zu stecken sei momentan alles andere als einfach. Doch es müsse erlaubt sein zu fragen, warum etwa die Kirchen offen seien, die Theater aber nicht: „Ein Theaterbesuch kann genauso viel Licht und Kraft spenden wie eine Kirche. Beides ist wichtig, Theater wie Religion. Die Theater haben sehr sichere Präventionskonzepte geliefert. Institutionen wie das Fraunhofer-Institut haben wissenschaftlich nachweisen können, dass die Konzepte funktionieren“, so der Theatermacher. Absolute Sicherheit gebe es aber nicht. „Wir müssen mit dem Virus leben lernen, so wie wir es bei HIV gelernt haben. Die Antwort hieß Safer Sex. Wir müssen heute für ein Safer Life eintreten!“ Die Regierung forderte Stiehl dazu auf, auf Aufklärung zu setzen anstatt Angst zu schüren.

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