Kinder in der Krise

„Traurige Bilanz, dramatische Auswirkungen“

Coronavirus
16.03.2021 16:53

Heute vor einem Jahr hat Österreich zugesperrt. Die erste Welle konnten wir gut abfangen. Es sind allerdings eine zweite und eine dritte gefolgt, weitere Maßnahmen und weitere Lockdowns. Das alles mit verheerenden Folgen für die Wirtschaft - und vor allem auch für unsere Kinder. Wie sehr dieses Jahr Kinder und Jugendliche gefordert hat, und was es jetzt braucht, um aufzuholen, das hat Damita Pressl bei „Nachgefragt“ mit Katrin Grabner besprochen, sie ist Kinderrechtsexpertin bei SOS Kinderdorf. Grabners Lösungsansatz: ein bezahltes „Perspektivenjahr“. 

„Wir haben den Druck schon zu Beginn der Krise sehr stark gemerkt“, sagt Grabner. „Ein Jahr nach Corona müssen wir eine traurige Bilanz ziehen, insbesondere bei unserer Beratungshotline Rat auf Draht“. Die Auswirkungen seien dramatisch. Klassische Teenager-Themen wie Liebeskummer, Streit mit Freundin oder die erste Reise ohne die Eltern kämen kaum mehr zur Sprache, stattdessen ginge es nun um Schlafstörungen, Angstzustände und Essstörungen. „Beim Thema Angst haben wir eine Zunahme von mehr als 60%“, so Grabner. Die Themen seien nun ernster, und sowohl die telefonische Hotline als auch die digitalen Angebote würden verstärkt in Anspruch genommen.

„Sozialräume“ weggefallen
Auch die SOS-Kinderdörfer und Jugendlichen hätten die Auswirkungen gespürt: „Homeschooling in Gruppen von acht Kindern und Jugendlichen ist natürlich eine Herausforderung“, erzählt Grabner aus den Wohngruppen, auch für die Mitarbeiter. Schulen seien vor allem auch Sozialräume, betont sie. Wenn diese Räume nicht zur Verfügung stünden, seien die Probleme massiv.

Jetzt gelte es, endlich ausreichend psychosoziale Versorgung, auch in Form von Therapieplätzen, sicherzustellen, so Grabner. Ebenfalls brauche es aber in jenen Bereichen Maßnahmen, in denen sich der Druck aufbaue, also etwa im Bereich der Bildung oder des Arbeitsmarkts. Hier hofft Grabner, dass die Dringlichkeit nun endlich hoch genug ist, dass auch die Politik sie sieht.

1000 Euro monatlich für „Perspektivenjahr“
Ebenfalls plädiert SOS Kinderdorf nun für ein bezahltes „Perspektivenjahr“. Hier würden jungen Menschen zwischen 18 und 21 ein Jahr lang monatlich 800 bis 1000 Euro zur Verfügung gestellt, um ihnen den Raum zu schaffen, Entscheidungen zu Ausbildung oder Berufswahl zu treffen, unbezahlte Praktika zu absolvieren, sich zu orientieren und ihren Weg zu finden. Ähnliche Initiativen gäbe es etwa in Dänemark und Irland, erzählt Grabner - dort würden Berufs- und Studienentscheidungen dann auch reflektierter getroffen.

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