Neuer Livemitschnitt

Neil Young: Gitarren-Feedback gegen Corona-Blues

Musik
26.02.2021 06:00

Die 80er-Jahre waren ein schwieriges Jahrzehnt für Neil Young. Aber dann meldete sich der Kanadier am Ende der Dekade mit dem soliden Album „Freedom“ zurück. Und im September 1990 folgte mit „Ragged Glory“ eine seiner stärksten Arbeiten mit seiner berüchtigten Begleitband Crazy Horse. Nun erscheint der grandiose Live-Mitschnitt „Way Down In The Rust Bucket“, aufgenommen unmittelbar nach Festigstellung von „Ragged Glory“ - Gitarren-Feedback gegen den Corona-Blues.

(Bild: kmm)

Schwache bis durchschnittliche, mitunter auch verkannte Studiowerke und ein Streit mit der Plattenfirma Geffen prägten Youngs Achtziger. Geffen verklagte den Künstler, weil seine damaligen Alben nicht typisch für ihn seien und sich deshalb nicht verkaufen würden. Auch das Comeback der Supergroup Crosby, Stills, Nash & Young (CSNY) fiel mit „American Dreams“ medioker aus. Doch schließlich trennte sich Young von Geffen und besann sich wieder auf Crazy Horse, die sich nach eigenen Angaben von ihrem Mastermind längere Zeit ausgeschlossen gefühlt hatten.

Die Grunge-Ursuppe
Mit „Everybody Knows This Is Nowhere“ und „Zuma“ gehört „Ragged Glory“ zu Youngs drei besten Alben in Zusammenarbeit mit Crazy Horse, einer Garagenband, bei der Feeling über technische Raffinesse geht. Das Album klingt wie das, was später Nirvana oder Pearl Jam weiterentwicklen und auf ihre Weise spielen sollten: „Godfather Of Grunge“ nennt man Young nicht grundlos. Die Sessions für „Ragged Glory“ fanden auf der Ranch des Musiker statt, zweimal am Tag wurde ein unterschiedliches Set von Songs quasi live eingespielt. Die besten Aufnahmen kamen auf das Album.

Noch vor Corona hatte Young eine erweiterte Neuauflage von „Ragged Glory“ angekündigt, die dann nicht erschien. „Way Down In The Rust Bucket“ ist ein würdiger Ersatz. Am 13. November 1990 fegten Neil Young & Crazy Horse im Club The Catalyst in Santa Cruz durch eine Art Best Of ihres Oeuvre. Perlen aus „Ragged Glory“ (das epische „Love To Burn“, das wütende „Fuckin‘ Up“, das melancholische „Days That Used To Be“, das endlose „Love And Only Love“ oder die beschwingte Sechziger-Reminiszenz „Mansion On The Hill“) wurden ebenso energiegeladen vorgetragen wie ältere Starkstrom-Klassiker a la „Cinnamon Girl“ und „Like A Hurricane“.

Furiose Befeuerung
Einige Songs gehen über zehn Minuten, die Gitarren mäandern, bäumen sich auf, krachen, treten leiser und fegen schließlich das Publikum weg. Songperlen wie die Zugabe „Cortez The Killer“ in einer beinahe ultimativen Version glänzen, aber selbst banale Kompositionen wie „T-Bone“ haben Biss. Bei letzterer lamentiert Young, dass er zwar Erdäpfelpüree, aber kein Steak bekommen hat (die einzigen zwei Textzeilen, die mantraartig wiederholt werden), während sich Gitarre, Bass und Drums gegenseitig furios befeuern.

„Way Down In The Rust Bucket“ erscheint als Doppel-CD, Vierfach-Vinyl und in einer Box (Vinyl, CD und Konzertfilm auf DVD). Das Video soll später auch separat in den Handel kommen und enthält exklusiv den Track „Cowgirl In The Sand“ (die Audioqualität sei bei diesem einen Song nicht gut genug). „Danger Bird“ (aus „Zuma“ von 1975) wurde übrigens an jenem Abend in Santa Cruz erstmals live performt und „ergoss sich in psychedelischen Sechs-Saiten-Feuerwerken“, wie die Plattenfirma Warner schwärmt. Dem gibt es nichts hinzuzufügen.

APA/Wolfgang Hauptmann

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