Schoko-Josef Zotter

Vorsatz zum 60er: „Ich pfeif mir jetzt nix mehr“

Steiermark
21.02.2021 17:46

Warum er ab jetzt keine Abstriche mehr macht und von Heuschrecken- und Fischkopf-Schoko abgekommen ist, wie es ihm gelungen ist, 20 Mitarbeiter mehr zu beschäftigen als vor der Corona-Krise, und was er unbedingt für sich umsetzen will: Das hat uns Chocolatier Josef Zotter zu seinem 60. Geburtstag erzählt.

Sie haben heute Ihren 60. Geburtstag. Haben Sie gefeiert, was die Pandemie halt hergibt?
Nix da. Ich hab’ mich einfach von der Familie bekochen und ordentlich bedienen lassen, das war diesmal genug (lacht).

Der 60er - für viele ja ein Einschnitt. Für Sie auch?
Ich hab’ mir tatsächlich etwas vorgenommen, jetzt wo ich im letzten Lebensdrittel angekommen bin: Ich pfeif’ mir nix mehr! Ich sage jetzt nur noch, was ich mir denke.

Haben Sie das bisher nicht?
Mit Abstrichen, die man im Geschäftsleben halt machen muss. Aber damit ist jetzt Schluss.

Hatten Sie besondere Wünsche zum 60er?
Schauen Sie, ich hab’ 34 Jahre als Unternehmer hinter mir, mit allen Ups und Downs, von der großen Pleite bis hin zur Etablierung eines schuldenfreien, gesunden Betriebes. Ich bin, und das meine ich wirklich so, dankbar und demütig.

Wie geht es Ihrem Betrieb in Zeiten von Corona?
Ich hatte tatsächlich das beste Geschäftsjahr aller Zeiten. Obwohl 150.000 Besucher ausbleiben mussten, wir konnten alles aufholen und sogar zulegen.

Wie ging das denn?
Ich habe schon sehr früh, nämlich 1996, einen Onlinehandel etabliert. Damit hab’ ich keine Vorlaufzeit gebraucht, er ist von Anfang an super gegangen und konnte die anderen Ausfälle mehr als wettmachen. Und ich habe sehr früh auf Nachhaltigkeit und fairen Handel gesetzt. Da der Trend stärker wird, greifen die Leute vermehrt zu meinen Produkten. Ich habe heute 20 Mitarbeiter mehr als vor einem Jahr!

Glauben Sie, dass dieser Trend nachhaltig sein wird?
Dazu sage ich nur: zerfetzte Kleidung.

Was soll das heißen?
Ich zumindest sehe die Leute nicht mehr in zerrissenen Jeans herumrennen. In Peru gibt es einen eigenen Industriezweig, der intakte Kleidung hernimmt, sie durch Arbeiter oder Roboter zerfetzen lässt, dann geht sie wieder in den Verkauf. Dekadenter geht es nicht. Dafür gibt es viele Beispiele, noch mehr, noch wahnwitziger, Steigerungen aller Art. Ich nehme mich nicht aus.

Womit?
Ich habe Schokolade gemacht mit Heuschrecken, Würmern, Fisch, auch immer mehr und verrückter. Damit ist Schluss, ich habe wieder ein konservatives Sortiment. Und die Kunden nehmen es an.

Viele bemitleiden die Jungen in diesen Zeiten. Sie auch?
Nein! Die haben auf so viel verzichten müssen, werden dadurch ganz andere Werte leben. Da wächst eine ganz besondere Generation heran.

Wollen Sie für sich persönlich noch mehr erreichen?
Wirtschaftlich nicht. Ich möchte allerdings privat einfach gern einmal viel Zeit an anderen Orten verbringen, andere Kulturen erleben. Ich bin mein Leben lang nur gerannt. Jetzt möchte ich verweilen.

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