Vor allem in den ländlicheren Regionen der Steiermark ist der Ärztemangel eklatant. 17 Kassenstellen sind aktuell unbesetzt. Die Ärztekammer kritisiert die Politik scharf. Es fehle an Wertschätzung und auch Geld.
Der Ärztemangel ist in der Steiermark längst nicht mehr wegzuleugnen. Je weiter weg man von Graz wohnt, umso schwieriger wird es, vor allem Kassenmediziner zu finden. So gibt es etwa im Bezirk Murtal nach wie vor nur einen Frauenarzt mit Kassenvertrag. Um derart schwer zu besetzende Stellen zu vergeben, hat die Ärztekammer Anfang des Jahres gemeinsam mit der Gesundheitskasse (ÖGK) sogar lukrative Startprämien ins Leben gerufen - 70.000 Euro für Einzelpraxen, 105.000 Euro für eine Gruppenpraxis.
17 Kassenstellen unbesetzt
Doch die Wirkung ist verpufft. Noch immer sind in der Steiermark insgesamt 17 Kassenstellen unbesetzt - elf Hausärzte, fünf Gynäkologiestellen und eine Kinderarztstelle. „Manchmal habe ich das Gefühl, dass dieser Kassenärztemangel manchen gar nicht so unrecht ist“, sagt dazu Christoph Schweighofer, der Vizepräsident der Ärztekammer Steiermark und Obmann der niedergelassenen Ärzte.
„Kassenärzte werden von der öffentlichen Hand nahezu ausgehungert, während das Land Steiermark für Ambulanzstrukturen bereit ist, dauerhaft hohe Zuzahlungen zu leisten. Ich halte das für einen patientenfeindlichen Weg“, geht der Kapfenberger in die Offensive.
„Worte des Respekts habe ich nie gehört“
Dem Obersteirer fehlt es vor allem an Wertschätzung für die niedergelassenen Mediziner. „Die gibt es von der Politik nicht einmal in Sonntagsreden. Dabei waren praktisch alle niedergelassenen Kassenallgemeinärzte und auch die große Mehrheit der Fachärzte am Höhepunkt der Coronakrise immer für ihre Patienten da - Worte des Respekts habe ich dazu aus der Politik nie gehört. Im Gegenteil, einzelne Probleme, die es in einer Krise eben immer gibt, wurden aufgebauscht und verallgemeinert.“
Am Weg zur Zwei-Klassen-Medizin
Ein Grund, weshalb es immer schwieriger wird, Kassenstellen nachzubesetzen, ist auch die teils überbordende Bürokratie. Wahlärzte könnten sich viel besser auf ihre medizinische Kernaufgabe konzentrieren. „Kassenmedizin ist nur als Massenmedizin wirtschaftlich rentabel“, meint Schweighofer. „Viele Ärzte flüchten deshalb sozusagen in die Privatwirtschaft, und auch immer mehr Patienten geben lieber Geld für ihre medizinische Betreuung aus. Übrig bleiben dann jene, die sich das nicht leisten können“, sieht er die Steiermark längst auf dem Weg in Richtung Zwei-Klassen-Medizin. Es scheint jedenfalls so, als ob der klassische Landarzt als medizinischer Nahversorger in unserem Bundesland seinem Ablaufdatum entgegensteuert.
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