„Unser Herzstück“

Neue Anlage sichert das Donawitzer Stahlwerk ab

Steiermark
22.09.2020 20:00

Um 90 Millionen Euro errichtete die Voestalpine in ihrem Donawitzer Stahlwerk eine neue Anlage, die nun in Betrieb gegangen ist - und den obersteirischen Standort absichert. Doch die Krise macht sich bemerkbar: Derzeit steht der zweite Hochofen wegen Reparaturen still, es bleibt offen, wann er wieder in Betrieb geht. 

Am Beginn steigt ein riesiger, dunkler Behälter, im Fachjargon „Pfanne“ genannt, aus dem Bauch der Werkshalle empor, gefüllt mit mehr als 1500 Grad heißem, flüssigem Rohstahl. Am Ende warten massive Stahlblöcke auf ihre Weiterverarbeitung zu Draht und Schienen (Donawitz) sowie Nahtlosrohren (Kindberg).

Dazwischen ist eine Anlage, die 90 Millionen Euro gekostet hat und nach zweieinhalbjähriger Bauzeit (und einer Corona-geschuldeten Verzögerung) seit Juli im Betrieb ist - in einer neuen Halle, für die der Schrottplatz am großen Werksareal weichen musste. „Bei Qualität, Leistungsfähigkeit und Effizienz schaffen wir einen Sprung nach vorne“, so Voestalpine-Vorstandsmitglied Franz Kainersdorfer. Die Stranggießanlage CC4 ersetzt die fast 40 Jahre alte CC2-Anlage, welche nach dem ersten Quartal 2021 verschrottet wird. Weiter in Betrieb bleibt die 20 Jahre alte CC3-Maschine.

Die vollautomatisierte CC4-Anlage ist laut Voestalpine „das neue Herzstück der Stahlproduktion in Donawitz“. Sie erreicht Gießgeschwindigkeiten von bis zu 1,7 Meter pro Minute, bis zu einer Million Tonnen Stahl pro Jahr werden mit ihr produziert - eine Erweiterung ist noch möglich. Bei der alten Anlage waren es 680.000 Tonnen. 

Auslastung derzeit bei 65 Prozent
Die Großinvestition ist nicht nur eine Absicherung für den Standort Donawitz, sondern auch ein Lichtblick inmitten einer globalen Wirtschaftskrise, die auch vor der Steiermark nicht Halt macht. „Die zwei bestehenden Anlagen sind derzeit zu 65 Prozent ausgelastet. Wir erwarten in den nächsten zwei bis drei Monaten leichte Verbesserungen“, berichtet Kainersdorfer. Der Blick in die Zukunft bleibt aber unsicher - so wird erst Ende Oktober entschieden, ob der zweite Hochofen, der derzeit wegen routinemäßiger Reparaturen stillsteht, bald wieder hochgefahren wird.

Diese Unsicherheit gilt für viele Bereiche des Konzerns. Während die Sparte Bahninfrastruktur auf hohem Niveau stabil ist und sich der Automobilbereich über den Sommer passabel entwickelt hat, ist die Nachfrage in der Luftfahrt sowie der Öl- und Gasindustrie stark eingebrochen. „Hier wird die Erholung deutlich länger dauern“, prognostiziert Vorstandsvorsitzender Herbert Eibensteiner.

Kindberg, Kapfenberg: Sozialpläne stehen
Als Folge werden in Kindberg und Kapfenberg insgesamt 550 Mitarbeiter abgebaut. „Die Sozialpläne sind fertig“, sagt Eibensteiner, der betont: „Es gibt keine Pläne für einen weiteren Personalabbau.“ Auch die Kurzarbeit wird im Herbst reduziert, zuletzt waren noch 4000 von etwa 9000 Mitarbeitern in der Steiermark betroffen.

Und es gibt noch weitere Lichtblicke: Ende des Jahres startet in Leoben eine Testanlage zur „grünen“ Stahlproduktion mit Wasserstoff. Und im neuen Böhler-Edelstahlwerk in Kapfenberg soll Ende 2021 die Inbetriebnahme beginnen. „Der Terminplan wird halten“, ist sich Eibensteiner sicher.

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