Immer seltener heilig ist den Landsleuten der Bund der Ehe. Das geht zumindest aus der für das Jahr 2019 durchgeführten Erhebung zur Scheidungsrate hervor. Bundesweit werden, wie berichtet, knapp vier von zehn Ehen geschieden – und die meisten davon inzwischen in Niederösterreich (siehe Grafik).
Ein Trend, der laut Experten mehrere Ursachen hat. „Gerade im ländlichen oder kleinstädtischen Bereich wurde das Scheitern einer Ehe früher oft als Schande betrachtet. Inzwischen ist die Scheidung aber auch auf dem Land quasi salonfähig geworden. Sie wird im Gegensatz zu früher nicht mehr als persönliches Versagen gesehen“, erklärt der Kremser Rechtsanwalt Christoph Brenner. Neben dem schwindenden Stadt-Land-Gefälle seien aber auch die nunmehr meist finanzielle Unabhängigkeit der Ehefrauen sowie übermäßiger Alkoholkonsum und die Entfremdung beider Ehepartner ausschlaggebende Gründe.
In Niederösterreich ist übermäßiger Konsum von Alkohol – meist durch die Männer – sehr oft die Ursache für ein Ehe-Aus.
Dr. Christoph Brenner, Rechtsanwalt in Krems an der Donau
Weniger exakte Einschätzungen wagen Fachleute indes auf die Frage, inwiefern sich die Corona-Krise auf die nächste Scheidungsrate auswirken wird. „Einerseits ist zu befürchten, dass die ungewohnte ständige Nähe der Gatten durch Maßnahmen wie das Homeoffice zu Spannungen führt. Andererseits könnte die Sorge vor existenziellen Ängsten dazu führen, dass Beziehungsprobleme ignoriert werden und Paare stattdessen eher zusammenbleiben“, vermutet Brenner.
Nikolaus Frings, Kronen Zeitung
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