Corona-Studie zeigt:

Sorge um andere als wichtigstes Präventions-Motiv

Österreich
17.06.2020 13:48

Sorge um die Gesundheit von Freunden und Verwandten ist das wichtigste Motiv, um die Verhaltensregeln zur Eindämmung des Coronavirus zu befolgen. Das zeigt eine nicht repräsentative Online-Studie der Sigmund Freud Privatuniversität (SFU), für die 2300 Österreicher eine Woche nach dem Lockdown befragt wurden. Die Studienergebnisse sollen bei der Entwicklung künftiger Präventionsstrategien helfen.

Die Studienautorinnen Christiane Eichenberg und Stefana Holocher-Benetka machen in ihrer am Mittwoch präsentierten Untersuchung vier Gruppen aus, die sich je nach Voraussetzungen in der Corona-Pandemie unterschiedlich verhalten. Da dieses Verhalten mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft (etwa bei ihrem Reiseverhalten im Sommer oder einer möglichen zweiten Welle) beibeihalten werde, können daraus gruppenspezifische Prognosen zu Verhalten und Befindlichkeit erstellt werden, wie es in den Presseunterlagen heißt.

Keine Unterschiede bei Altersgruppen
„Interessant ist, dass - entgegen mancher Vorurteile - die Einhaltung oder Nicht-Einhaltung der Maßnahmen über alle Altersgruppen hinweg gleich ist“, so Holocher-Benetka. Ein Drittel der Befragten schätzt der Studie zufolge das eigene Gesundheitsrisiko relativ gering ein, akzeptiert allerdings aus Sorge um Verwandte und Freunde und aus Verantwortung für andere persönliche Einschränkungen (Selbstisolation, Absage von Großveranstaltungen etc.). Ein Drittel der Befragten schreibt sich selbst ein höheres Erkrankungsrisiko zu und setzt die Maßnahmen aus Angst und Sorge entsprechend um.

Jeder Dritte hält Regeln vergleichsweise weniger ein
Ungefähr jeder Dritte plagt sich mit der Umsetzung der Verhaltensregeln wie Händewaschen und Abstandhalten und hält sie dementsprechend vergleichsweise weniger ein. 15 Prozent der Gesamtstichprobe schätzen das Erkrankungsrisiko für sich selbst wie auch für andere gering ein und bagatellisieren die Gefahr des Virus. Die Maßnahmen der Regierung setzt diese Gruppe, der von den Studienautorinnen „wenig Ängstlichkeit, aber auch wenig Verantwortungsübernahme“ attestiert wird, vergleichsweise wenig um.

Etwa ebenso groß fällt jene „psychologisch komplexeste“ Gruppe aus, die sich selbst zwar ein hohes Erkrankungsrisiko zuschreibt, aber die Maßnahmen der Regierung trotzdem weniger umsetzte. „Komplexe Angst-Abwehrmechanismen“ führen bei diesen Befragten laut den Autorinnen dazu, dass sie die Gefährlichkeit des Virus bagatellisieren, was die persönliche Bedrohung verringert. Die persönlichen Einschränkungen durch die Präventionsmaßnahmen führten bei dieser Gruppe zu einem relativ starken Unwohlsein und die Betroffenen können mit dem dadurch entstehenden Stress schlecht umgehen, erklärte Holocher-Benetka im APA-Gespräch.

Angst vor psychischen Problemen nach Krise
Neben der „gesellschaftlich relevanten Risikogruppe“, die die Präventionsmaßnahmen weniger umsetzt, gibt es laut Studienautorin Christiane Eichenberg noch eine andere Risikogruppe: Ein „beachtlicher Teil der Bevölkerung“ habe wegen vermehrter Angst in der Krise ein erhöhtes Risiko, in den drei bis sechs Monaten nach Abklingen der akuten Corona-Krise psychische, psychosomatische oder somatopsychische Beschwerden zu entwickeln.

Es sei wichtig, über diese zeitversetzte Belastungsreaktion aufzuklären, die von Schlafstörungen über Gereiztheit bis zu Müdigkeit, Ängstlichkeit und Lustlosigkeit reichen können, damit Betroffene sie einordnen können. Gleichzeitig müsse sich das Gesundheitssystem darauf einstellen, fordern die Studienautorinnen. Dazu gehöre auch, dass die speziell wegen der Corona-Krise geschaffenen psychosozialen Hilfsangebote weiter geöffnet bleiben müssen.

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