LH Stelzer zu Corona

„Es sind schwere Zeiten, wir sind gefordert“

Oberösterreich
29.03.2020 22:37

Über 1200 Infizierte gibt es aktuell in Oberösterreich (Stand: 27. März). Der „OÖ-Krone“ liegen nun erstmals Zahlen vor, wie sich die bestätigten Covid-19-Fälle auf das Alter in allen Bezirken verteilen. Wie die „Krone“-Grafik zeigt, ist am stärksten die Gruppe der 45- bis 64-Jährigen betroffen. Für Landeshauptmann Thomas Stelzer im Interview auch ein Grund, warum die sozialen Kontakte so beschränkt werden müssen. Zudem spricht Stelzer über Quarantäne für Orte, Dank, schwere Zeiten und Abendgestaltung...

„Krone“: In Oberösterreich geht eine traurige Corona-Woche zu Ende, die Zahl der Toten stieg auf Sieben an. Wie gehen Sie damit persönlich um?
Landeshauptmann Thomas Stelzer: Mit großer Betroffenheit. Das führt vor Augen, dass wir es mit einer sehr ernsten Situation zu tun haben, in der wir wohl noch nicht einmal in der Mitte angekommen sind, das muss uns einfach auch bewusst sein. Es halten sich zum Glück viele Menschen an das was vorgeschrieben ist, an die Beschränkungen. Das ist gut so, wir müssen jetzt durchhalten. Die Zahlen zeigen uns, dass uns die Situation länger fordern wird.

Die Zahl der Infizierten hat sich in Oberösterreich innerhalb einer Woche verdoppelt, stieg auf über 1200 an. Davon sind 40 Prozent zwischen 45 und 64 Jahre alt, 30 Prozent sind zwischen 25 und 44.
Das zeigt, warum wir die sozialen Kontakte so stark runterfahren müssen, auch um die älteren Mitbürger, für die diese Krankheit sehr gefährlich ist, oft auch lebensbedrohlich sein kann, zu schützen. Ändert aber nichts daran, dass sich die Krankheit breitmacht. Eines muss man jedoch zu den Zahlen noch sagen, wir haben in Oberösterreich von Beginn an sehr viel getestet und testen noch immer viel.

Warum dauern Testergebnisse unterschiedlich lange?
Als Flaschenhals gilt das Testmaterial, da muss vom Bund Nachschub kommen. Es wird ja derzeit an neuen, schnelleren Formen von Tests gearbeitet, da gilt es jedoch noch abzuwarten.

Auch die Hausärzte schlagen Alarm, haben zu wenig Schutzausrüstung wie Masken. Wie ist hier der Stand der Dinge?
Unser Job ist, alle, die Schutzmaterialen benötigen, auszustatten. Ich werde jetzt keine Vergangenheitsdiskussion betreiben, warum ist wo ein Schutz nicht da. Wir tun alles, auch auf eigene Faust, als Bundesland, dass wir Schutzmaterialien bekommen. Und haben jetzt begonnen, außer den Spitälern wo wir unmittelbar zuständig sind, auch Bereiche wie die niedergelassenen Ärzte, Alten- und Pflegeheime zu versorgen. Es wird Nachschub geben, es kann nicht bei einer Einmalaustattung bleiben. 

Auch, wenn Sie es nicht gerne hören: Aber sollten die Maßnahmen für einige Brennpunkt-Orte der Bezirke Perg und Urfahr-Umgebung nicht noch verschärft und Gemeinden unter Quarantäne gestellt werden?
In der jetzigen Situation kann man nie etwas ausschließen, wir bewerten täglich neu, treffen dann Entscheidungen.

Die großen Herausforderungen lassen die Menschen näher zusammenrücken.
Daher möchte ich allen Oberösterreichern für die Disziplin und Hilfsbereitschaft in dieser schweren Zeit danken und appelliere weiter daheim zu bleiben.

Wie würden Sie die Zeiten aktuell beschsreiben?
Es sind schwere und ernste Zeiten, wir sind vielfach gefordert. Einmal durch die Krankheit, um möglichst viele Menschen gesund zu halten oder wieder gesund zu machen. Das fordert einmal unser Gesundheitssystem. Wir sind wirtschaftlich gefordert und das werden wir noch lange bleiben. Weil, wenn wir hoffentlich die Krise einmal überstanden habne, dann wird es um eine Art Neustart gehen, um uns wieder stark aufzustellen. Und natürlich sind wir auch gesellschaftlich, bei den Mitmenschen gefordert, weil die Art und Weise, wie wir jetzt leben, total ungewohnt ist, es wird viel Selbstdisziplin gefordert. All das zusammengenommen, kann man schon von einer schweren Zeit reden. 

Auch bei Ihnen waren sicherlich die letzten Tage sehr intensiv. Wohnen Sie schon im Landhaus?
Ich fahre schon nach Hause am Abend. Ungewohnt ist, dass es jetzt keine Abendtermine gibt. Ich bin aber trotzdem den ganzen Tag über im Landhaus mit sehr viel Information sammeln, Entscheidungen treffen, Organisieren und mit Menschen in Kontakt bleiben, beschäftigt. Dennoch bin ich am Abend  jetzt mehr bei meiner Familie und es bleibt Zeit für Kartenspiele und Gespräche.  

Andi Schwantner

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