Bomben in Sportbars

Anschläge während WM-Finale: 74 Tote in Uganda

Ausland
12.07.2010 17:38
Bei zwei Bombenanschlägen in Kampala, der Hauptstadt des ostafrikanischen Staates Uganda, sind nach Polizeiangaben mindestens 74 Menschen ums Leben gekommen. Die Sprengsätze explodierten in einem äthiopischen Restaurant und in einem Rugby-Club, als die Besucher das Finale der Fußball-WM am Sonntagabend im Fernsehen anschauten.

Unter den Opfern sind auch US-Bürger. Polizeichef Kale Kayihura rief die Bevölkerung am Montagmorgen auf, belebte Orte zu meiden. Die somalische Extremistengruppe Al-Shabaab hat sich zu den beiden Bombenanschlägen bekannt, berichtete der TV-Sender Al-Jazeera.

Die Al-Shabaab-Milizen hatten in der vergangenen Woche den "Völkern von Uganda und Burundi", deren Staaten die Hauptkontingente der Friedenstruppe der Afrikanischen Union in Somalia (AMISOM) stellen, mit Anschlägen gedroht und zur "Vertreibung der Feinde Allahs" aufgerufen. Zum Zeitpunkt der Anschläge befanden sich zahlreiche Fußballfans in dem äthiopischen Restaurant und dem Sport-Club, die sich das aus Südafrika übertragene Endspiel der Weltmeisterschaft Spanien gegen Niederlande ansahen.

Blut, Kleidung, Schuhe und zerstörte Stühle
Die Al-Shabaab-Milizen kämpfen gegen den international anerkannten somalischen Präsidenten Sheikh Sharif Sheikh Ahmed, dessen Übergangsregierung nur einige Viertel der Hauptstadt Mogadischu kontrolliert. US-Außenministerin Hillary Clinton sagte in einer Stellungnahme, nach den ihr vorliegenden Informationen könnten auch US-Bürger unter den Toten und Verletzten sein. Der Tatort im Kyadondo-Rugby-Club biete ein Bild des Grauens, schilderte ein Sportjournalist. Überall seien Blut, Kleidung, Schuhe und zerstörte Stühle zu sehen. Sicherheitsleute und Rettungssanitäter versorgten Verletzte.

Nach dem islamistischen Aufruf zur Vertreibung der Friedenstruppen der Afrikanischen Union aus Somalia hatten Mitgliedsländer der IGAD ("Intergovernmental Authority on Development in Eastern Africa") vor einigen Tagen auf einem Krisentreffen in Addis Abeba beschlossen, zusätzliche 2.000 Mann für die AU-Mission AMISOM zur Verfügung stellen. Bisher umfasst AMISOM 6.000 Soldaten. Der Führer der Al-Shabaab-Milizen, Ahmed Abdi Godane alias Abu Zubair, hatte erklärt, das Volk Somalias sei stolz auf die Siege, die es im Kampf gegen US-Amerikaner und Äthiopier errungen habe. Der Kampf gegen AMISOM werde den definitiven Sieg bringen. 2006 war die Armee des Nachbarlandes Äthiopien mit Zustimmung der USA in Somalia einmarschiert, doch die Intervention erwies sich als Fiasko. Das rücksichtslose Vorgehen der Besatzungstruppen, wie auch der Einsatz schwerer Waffen in Wohngebieten hatten wesentlich zur Radikalisierung der Bevölkerung beigetragen.

Eritrea erkennt somalische Regierung nicht an
Eritrea hat die IGAD zum Verzicht auf die geplante Entsendung von zusätzlichen 2.000 Soldaten in das Bürgerkriegsland Somalia aufgefordert. Eritrea erkennt die somalische Regierung nicht an und ist aus der IGAD ausgestiegen. In den vergangenen Wochen haben die Kämpfe vor allem in Mogadischu und in Zentralsomalia an Intensität zugenommen. Eritrea wird beschuldigt, islamistische Kräfte in Somalia zu unterstützen. Äthiopien und das 1993 unabhängig gewordene Eritrea hatten 1998 bis 2000 gegeneinander Krieg geführt; dabei wurden bis zu 80.000 Menschen im Grenzgebiet getötet.

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