Kein Handschlag

Domenech bleibt peinlich bis zum bitteren Ende

WM 2022
23.06.2010 12:49
Als ob sich Vizeweltmeister Frankreich bei der WM in Südafrika nicht schon genug blamiert hätte, legte Teamchef Raymond Domenech am Dienstag nach der 1:2-Niederlage gegen Gastgeber Südafrika noch ein Scherflein nach und verweigerte "Bafana Bafana"-Coach Carlos Alberto Parreira den obligatorischen Handschlag. Der Grund: Der mit seinem zerstrittenen Team bereits in der Vorrunde gescheiterte Domenech fühlte sich wegen einer mehrere Monate zurückliegenden Äußerung Parreiras beleidigt...

Anstatt seinem ebenfalls ausgeschiedenen und mittlerweile auch zurückgetretenen Kontrahenten die Hand zu schütteln, las Domenech Parreira noch am Spielfeld die Leviten, weil dieser nach der WM-Qualifikation, die Frankreich nur aufgrund eines Schiedsrichterfehlers (ein von Thierry Henry mit der Hand vorbereitetes Tor) im Relegationsspiel gegen die bedauernswerten Iren überstand, sagte, die Franzosen hätten sich das Ticket nach Südafrika nicht verdient. Fast eine Minute lang redete Domenech deswegen auf Parreira ein, der jedoch nur meinte: "Ich habe angeblich seine Mannschaft angegriffen, aber ich kann mich nicht einmal mehr daran erinnern."

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Auf die Franzosen wartet in Frankreich nun ein Spießrutenlauf. Patrice Evra, Kapitän der Equipe Tricolore, hat bereits angekündigt: "Nach unserer Rückkehr wird es so schnell wie möglich eine Pressekonferenz geben. Dort wird die ganze Wahrheit ans Tageslicht gebracht. Wir wollen keine Rechnungen begleichen, aber uns beim französischen Volk entschuldigen!"

Sang- und klanglos ausgeschieden
Zuvor hatten "Les Bleus" in Bloemfontein gegen Gastgeber Südafrika ihre bislang blamable Leistung "gekrönt" und mit 1:2 verloren. Damit schieden sie mit einem Punkt aus drei Spielen sang- und klanglos aus. Die "Bafana Bafana" konnte sich nicht so richtig über die drei Punkte freuen, denn der Sieg reichte nicht zum Aufstieg ins Achtelfinale. Mexiko beendete die Gruppe genauso wie Südafrika mit vier Punkten, hat sich dank des besseren Torverhältnisses aber als Zweitplatzierter hinter den "Urus" für die K.-o.-Phase qualifiziert.

Domenech stellte nach den vergangenen Chaos-Tagen, als interne Streitereien für einen regelrechten Skandal gesorgt hatten, sein Team kräftig um: Kapitän Evra, Abidal, Malouda und Govou mussten auf der Bank Platz nehmen, Toulalan fehlte Gelb-gesperrt. Dafür durften Clichy, Gourcuff, Squillaci und Diarra von Beginn an ran. Für den nach Hause geschickten Anelka spielte Cisse als Solostürmer. Auch Südafrikas Teamchef Parreira wechselte kräftig durch: Torhüter Khune (Rot-Sperre), Dikgacoi (Gelb-Sperre), Gaxa, Letsholonyane und Modise wurden durch Josephs, Ngcongaca, Sibaya, Khuboni und Parker ersetzt.

Lloris patzt, Khumalo trifft
Beide Teams starteten sehr verunsichert in die Partie, wobei die Franzosen etwas mehr für die Offensive taten. Mehr als ein harmloser Schuss von Gignac (3.), der leichte Beute für Josephs war, schaute aber in der Anfangsphase nicht heraus. Die Südafrikaner spielten sehr abwartend und schlugen in der 20. Minute eiskalt zu: Frankreich-Torhüter Lloris unterlief den Ball nach einem Eckstoß von Tshabalala, Khumalo köpfte zum 1:0 für die Gastgeber ein. Und es kam noch dicker für die "Bleus". Gourcuff traf im Kopfballduell seinen Gegenspieler Sibaya mit dem Ellbogen und sah dafür die Rote Karte - eine überharte Entscheidung des kolumbianischen Schiedsrichters Ruiz Acosta.

Die Franzosen waren nun völlig von der Rolle und kassierten noch vor dem Pausenpfiff das 0:2: Über Tshabalala und Masilela kam der Ball zu Südafrikas Mphela, der den Ball über die Linie stolperte (37.). Wenig später hätte der Stürmer die Führung weiter ausbauen können, doch Lloris lenkte seinen Schuss um den Pfosten. Auf der Gegenseite konnte sich Ersatztorhüter Josephs auszeichnen, der einen Freistoß von Ribery, der an Freund und Feind vorbeiging, zur Ecke klärte (40.).

Mphela vergibt Topchancen
Nach der Pause gab es für die "Bafana Bafana" nur eine Richtung - und zwar nach vorne. Immerhin musste das Parreira-Team hoch gewinnen, um den Aufstieg zu schaffen. Mphela hatte innerhalb von elf Minuten dreimal das 3:0 auf dem Fuß, doch er scheiterte an der Latte (51.), an Lloris (57.) und am eigenen Unvermögen (62.).

Ehrentreffer von Malouda
In der 70. Minute verstummten die Vuvuzelas im Free-State-Stadion von Bloemfontein: Ribery bediente im Strafraum Malouda, der nur noch einzuschieben brauchte - der Anschlusstreffer für die Franzosen. Damit war die Entscheidung gefallen, denn aufgrund der Konstellation in der Parallelpartie hätten sowohl die Gastgeber als auch Frankreich noch ein kleines Torfestival veranstalten müsssen, um den Aufstieg ins Achtelfinale zu schaffen. Am Ende blieb es beim verdienten 2:1 für Südafrika, das aber nicht zur Qualifikation für die K.-o.-Phase reichte. Damit ist erstmals in der WM-Geschichte ein Gastgeber bereits in der Vorrunde ausgeschieden.

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(Bild: KMM)



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