Endlich neues Album

Lena: Per Seelenstriptease in ein neues Leben

Musik
05.04.2019 07:00

Vier Jahre hat es gedauert, bis Lena Meyer-Landrut nach „Crystal Sky“ nun endlich ein neues Studioalbum veröffentlicht. Auf „Only Love, L“ öffnet sie sich so stark wie nie zuvor und verarbeitet nicht nur private Krisen, sondern wehrt sich auch vehement gegen ihre Kritiker. In gewisser Weise ist ihr fünftes Studioalbum die Eintrittskarte ins Erwachsenenleben. Live stellt sie die Songs Ende Juni im Wiener WUK vor.

(Bild: kmm)

Vor eineinhalb Jahren hatte Lena Meyer-Landrut ihr brandneues Studioalbum eigentlich schon so gut wie fertig. Doch irgendwas in ihr sperrte sich gegen eine Veröffentlichung. Lustlosigkeit, innere Leere, fehlender Antrieb. Vielleicht war es kein Burn-Out, aber zumindest eine ausgeprägte Phase persönlicher Tristesse. Dass sie das Album schlussendlich absagte, musste sie einerseits vor ihrer bereits wartenden Plattenfirma argumentieren, andererseits aber auch den treuen Fans mitteilen, die dafür im ersten Moment natürlich wenig Verständnis zeigten. Lena ist heute 27 und hat in den letzten zehn Jahren ihrer Karriere mehr erlebt, als es manch andere Menschen in mehreren Leben tun würden. Als sie 2010 den Song Contest mit dem Ohrwurm „Satellite“ gewinnt, ist sie gerade einmal 19 Jahre jung.

Zugpferd eines Landes
Ein weiterer Auftritt im Jahr darauf folgt, zudem veröffentlicht sie mit „My Cassette Player“, „Good News“, „Stardust“ und „Crystal Sky“ nicht nur eine Erfolgsplatte nach der anderen, sondern heimst auch alle möglichen Auszeichnungen ein, die man als deutsche Interpretin im Musikbusiness so mitnehmen kann. MTW Europe Music Award, ECHO, Deutscher Fernsehpreis, Goldene Kamera oder Kids Choice Award. Die Hannoveranerin wurde innerhalb kürzester Zeit zum kommerziell erfolgreichen Musik-Zugpferd eines ganzen Landes. Klar, dass der Boulevard und seine Sensationsgier so gut wie möglich Schritt hielten und auch alle Stationen in Lenas Privatleben penibel dokumentierten. Aus dem jugendlichen Schwan wurde zumindest in der Öffentlichkeit eine Zicke kreiert, der man zunehmend jegliche Sympathie absprach und die zur Zielscheibe von Berichterstattungen voller Spott und Häme wurde.

Von Midlife-Crisis kann man angesichts des bis heute verschobenen Releasedatums des neuen Albums also nicht sprechen - vielmehr musste sich Lena nach Jahren im Rampenlicht auf sich besinnen, in sich hineinhören und vor allem auch selbst die Schnüre zur Öffentlichkeit kappen. Digital Detox war einer der wichtigsten Zauberbegriffe, mit dem ihr der Schritt zurück ins normale Leben gelang. Eine Zeit lang abgekapselt von allen Social-Media-Kanälen, bot sie der geifernden Masse keine Angriffsmöglichkeiten. Etwa um ihr angesichts der sportlichen Figur Magersucht und Anorexie anzudichten. „Skinny Bitch“ ist auf dem neuen Album „Only Love, L“ eine der programmatischsten Nummern und zeigt offensiv, wie persönlich und verletzlich Lena bestimmte Phasen ihres Lebens abhandelt. „In dem Song geht es darum, was mir in den letzten Jahren für ein Müll von der Yellow-Press angedichtet wurde. Heute nehme ich das nicht mehr ernst, sondern amüsiere mich darüber. Ich bin mir darüber bewusst, dass man nicht mich als Menschen, sondern das angreift, was ich als Projektionsfläche biete.“

Das Leben aufgezeichnet
Verletzlich, kämpferisch und selbstbewusst sind die Termini, die mit Lenas neuem Werk gerne und zurecht in Verbindung gebracht werden. Der Albumtitel beruft sich auf die Signatur, die sie für Mails und Briefe verwendet, inhaltlich erzählt sie von all den Dingen, die sie in den letzten Jahren beschäftigt und geprägt haben. Vom Hinfallen und Aufstehen, von Stärken und Schwächen, von Wirrungen und Irrungen. „Nach dem letzten Album habe ich mich komplett von der Außenwelt abgeschirmt und kaum mehr etwas von mir hören oder sehen lassen. Während dieser Abkapselung habe ich wahnsinnig viel aufgeschrieben. Ich habe jeden Gedanken und jedes Gefühl wie Träume behandelt und sofort schriftlich festgehalten. Diese Art von Schreibtherapie war wie eine Art Tagebuch, dessen einzelne Einträge in verschiedensten Formen in die Songs eingeflossen sind.“

In Songs wie „Sacred“ geht sie mit ihren Ängsten um, „Boundaries“ handelt von gegenseitigem Respekt und Akzeptanz der persönlichen Grenzen und „Stuck Inside“ ist gar ein selbstkritisches Stück, in dem die Sängerin ihr eigenes Benehmen in der Öffentlichkeit hinterfragt. „Mein Verhalten war phasenweise auch nicht immer fair, doch niemand ist perfekt. Man kann nicht die ganze Welt verändern, aber bei sich selbst anfangen und seine Denkweise ändern. So langsam entwickelt sich die Musik von einem Beruf, der mir unendlich Spaß macht, zu einem wirklichen Outlet für meine Emotionen. Genau diese Offenheit möchte ich mit meinem Publikum teilen.“ „Only Love, L“ stellt für Lena eine Art künstlerische Zäsur dar. Musikalisch wildert sie zwischen altgewohntem Formatpop und melancholischen Momenten und hält den Spannungsbogen relativ mühelos aufrecht. Ein angenehmes, aber nicht herausragendes Stück Radiopop, mit dem die Künstlerin ein neues Kapitel ihres Lebens aufschlägt.

Live in Wien
Live zu sehen ist Lena, nachdem sie ihre Tour verschoben hatte, mit all den neuen Songs und großen Hits nun am 28. Juni im Wiener WUK. Weitere Infos und Karten gibt es unter www.oeticket.com.

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