Zu einer Protestkundgebung versammeln sich heute Jugendliche bei der HTL in St. Pölten. Grund dafür ist jedoch nicht deren Sorge um den Klimwandel (siehe Seiten 2/3), sondern um einen Mitschüler. Taher A. droht nämlich die Abschiebung nach Afghanistan - obwohl er zu diesem fernen Land kaum einen Bezug hat.
„Zuerst wurden gut integrierte Lehrlinge abgeschoben, jetzt hat dieses Problem das Schulwesen erreicht!“ Wilhelm Schmid ist aufrichtig empört. Der Lehrer an der HTL in St. Pölten berichtet von knapp 15 Flüchtlingen, die derzeit die zweitgrößte Schule des Landes, die Techniker-Schmiede in der Landeshauptstadt, besuchen. Und denen möglicherweise die baldige Abschiebung bevorsteht. Für Taher A. ist diese Bedrohung mittlerweile Gewissheit.
„Wir haben alles probiert, uns sogar an den Bundespräsident gewandt“, so Schmid: „Aber ohne Erfolg.“ Demnächst soll A. in seine ursprüngliche Heimat Afghanistan gebracht werden, obwohl der 23-Jährige so gut wie keinen Bezug dorthin hat. Schmid: „Als er vier Jahre alt war, flüchtete die Familie in den Iran. Dort starb der Vater, die Flucht führte weiter in die Türkei. Dann kam Taher vor wenigen Jahren allein nach Österreich.“
Hier macht er eine Ausbildung zum Elektroniker, besucht die 2. Klasse der HTL-Fachschule. Sein Lehrer ärgert sich: „Die Wirtschaft sucht händeringend Fachkräfte, und wir schieben Nachwuchstechniker ab.“
Christoph Weisgram, Kronen Zeitung
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