„Dirty Water“-Report

Gewässer durch Antibiotika und Pestizide belastet

Wissenschaft
29.11.2018 09:07

In Regionen mit Massentierhaltung sind Österreichs Flüsse und Bäche stark mit Antibiotika und Pestiziden belastet. Das ist zusammengefasst das Ergebnis des „Dirty Waters“-Report, für den die Umweltorganisation Greenpeace insgesamt 29 Gewässer in zehn EU-Staaten untersucht hat. Die NGO plädiert angesichts der erhobenen Daten für einen reduzierten Medikamenten-Einsatz in der Tierzucht. 

„Industrielle Tierhaltung ist eine Gefahr für unsere Umwelt und unsere Gesundheit“, resümierte Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace Österreich. Durch Intensiv- oder Massentierhaltung würden Tierarzneimittel, Pestizide, Metalle und Nährstoffe im Überfluss in die Flüsse geschwemmt. Einmal in die Umwelt gelangt, bilden sich so regelrechte „Cocktails“ an Substanzen, die empfindliche Ökosysteme schädigen können, hieß es im „Dirty Waters“-Report.

„Auch für uns Menschen ist das mittelfristig ein gesundheitliches Risiko. Antibiotika, die aus der Massentierhaltung in die Umwelt gelangen, erhöhen die Gefahr von Resistenzen“, erläuterte Theissing-Matei die Folgen der Umweltverschmutzung durch Massentierhaltung.

Dritthöchster Pestizidwert in Europa
In Österreich wurden Proben aus dem Schwarzaubach und der Stiefing - beide in der Steiermark - sowie aus dem Sipbach in Oberösterreich genommen, laut der NGO Gegenden mit einer besonders hohen Dichte an Schweineställen. Pro Probe wurden bis zu fünf Tierarzneimittel, darunter mehrere Antibiotika, und bis zu 38 verschiedene Pestizide festgestellt. Dies sei der dritthöchste Pestizidwert, der in Europa gefunden wurde, so Greenpeace.

Antibiotika-Einsatz führt zu Resistenzen
Knapp drei Viertel aller Antibiotika in der Tierhaltung gingen in Österreich an Schweine. Der hohe Einsatz führe dazu, dass sich Resistenzen gegenüber wichtigen Medikamenten entwickeln. Diese multiresistenten Superkeime können auch uns Menschen gefährlich werden, warnte Greenpeace. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft Antibiotika-Resistenzen als eine der drei dringendsten Probleme für die öffentliche Gesundheit ein.

„Resistenzentwicklungen haben gravierende Folgen für die medizinische Behandlung von Patientinnen und Patienten. Häufig sind Infektionen mit resistenten Bakterien schwer therapierbar, in bestimmten Fällen sind sie sogar unheilbar. Daher ist der Umgang mit diesen lebensnotwendigen Medikamenten selbstverständlich auch in der Tierhaltung streng zu reglementieren“, warnt Hans-Peter Hutter, Sprecher der Organisation ÄrztInnen für eine gesunde Umwelt.

„Die Landwirtschaft in den beprobten Regionen ist vor allem dem intensiven Anbau von Futtermitteln wie etwa Mais gewidmet, um die zehntausenden Schweine vor Ort zu versorgen. Wir können daher davon ausgehen, dass ein wesentlicher Anteil der Pestizide aus dem Anbau von Futtermitteln stammt“, erklärte Theissing-Matei. Laut Greenpeace brauche es ein ambitioniertes Antibiotika-Reduktionsprogramm, bessere Haltungsbedingungen und niedrigere Besatzdichten.

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