Live im Gasometer

Kylie Minogue: Goldene Show, dünne Stimme

Musik
15.11.2018 13:30

So vergeht die Zeit: In den 90ern und frühen 2000ern gehörte Kylie Minogue zu den größten Popstars des Planeten, Ohrwürmer wie „Can‘t Get You Out Of My Head“ hielten sich hartnäckig in Charts und Gehörgängen. Mittlerweile regiert aber eine andere Generation die Spotify-Playlists. Entsprechend altbacken wirkte dann auch Minogues Wien-Konzert am Mittwoch, bei dem sie erst spät auf Touren kam.

(Bild: kmm)

Im mit rund 2.500 Fans nur mäßig gefüllten Gasometer galt es zunächst, sich durch den neuen Western-Chic der australischen Sängerin zu kämpfen. Für ihr aktuelles Album „Golden“ hat sie sich optisch wie musikalisch in ein Cowgirl verwandelt, was allerdings in wenig gehaltreichen Songs resultierte. Wer nun einwirft, dass man diesbezüglich im kommerziellen Popsegment ohnehin einiges gewohnt ist, der sollte sich die Vielzahl an eingängigen, durchaus kurzweiligen Liedern vor Augen halten, die auch im Hause Minogue fabriziert wurden.

Dünnes Stimmchen
Davon war zunächst allerdings wenig zu hören: Von einer fünfköpfigen Band, zwei bitter notwendigen Backgroundsängerinnen und einer Armada an erstaunlich statisch agierenden Tänzern begleitet, schmachtete sich Minogue durch ihren ersten Akt, in dem sich schon das größte Manko offenbarte. Denn obwohl die 50-Jährige nicht mit der kräftigsten Stimme ausgestattet ist, war ihr dünner Ausdruck an diesem Abend, der manche Textzeile in Unkenntlichkeit verstummen ließ, doch erschreckend. Dann eben mit optischen Reizen überzeugen, waren die insgesamt sechs Abschnitte des knapp zweistündigen Abends doch durch Kostüm- und Genrewechsel gekennzeichnet.

Nachdem das ursprünglich mit Nick Cave gehauchte „Where The Wild Roses Grow“ nur als kurzes A-capella-Intermezzo verschenkt wurde, gab es im Mittelteil dank dem überzeugend arrangierten „Slow“ und der Robbie-Williams-Kollaboration „Kids“ endlich handwerklich gut gemachtes Liedwerk zu vernehmen. Die in Richtung Poprock und Country-Gitarren getrimmte Band bog in weiterer Folge glücklicherweise in die Disco ab, was einem bis dahin grottenschlechten Auftritt langsam den nötigen Pfeffer verlieh.

Disco = Party
Somit verwandelte sich der Saal kurz vor Schluss ins gelobte Studio 54, wurde „Spinning Around“ zur ausgelassenen Party und entwickelte „The Loco-Motion“ ordentlich Zug nach vorne. Dazwischen gab es immer wieder peinlich-berührte Publikumsinteraktionen, die Minogue zwar als durchwegs sympathischen Star zum Anfassen zeigten, allerdings auch die aus der Zeit gefallene Aufmachung dieses Abends noch mal deutlich machte. Gleich mehrfach durfte es Konfetti regnen, schossen Laserstrahlen in ziemlich unmotivierter Form durch das Auditorium und standen sich die Tänzer die Beine in den Bauch, während Minogue entlang der Bühnenkante tänzelte.

Vor zehn Jahren war es noch die Stadthalle, in der Minogue ihre Botschaft von Liebe und Miteinander verbreitete. Dass sie mit ihren „The Lovers United“-Jacken nun im kleineren Segment ihr Auskommen finden muss, verwundert nach diesem Auftritt wohl niemanden mehr. Oft hart an der Grenze zum Euro-Trash, musste man hier beide Augen zudrücken, um etwas vom Glanz alter Tage zu erkennen. Der Versuch einer Neuerfindung mit Cowboy-Stiefeln ging jedenfalls gehörig daneben. Dann doch lieber Disco-Stampfer mit Glitzer-Outfits.

APA/Christoph Griessner

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