Kern überraschte alle

Rückzug ins EU-Parlament zähneknirschende Einigung

Österreich
19.09.2018 09:14

Seltsamer Abgang von Christian Kern als SPÖ-Chef: Nachdem am Dienstag vom Rücktritt des Ex-Kanzlers vom Parteivorsitz die Rede war, hatten die verbliebenen Weggefährten nach einem Ausweg in letzter Minute gesucht. Der frühere ÖBB-Manager wird sozialdemokratischer Spitzenkandidat bei den EU-Wahlen im Mai.

Bereits am Montag soll Kerns Entschluss festgestanden sein: Er wirft das Handtuch als SPÖ-Chef, der Parteitag wird von 6. Oktober auf November verschoben. Bis dahin soll auch seine Nachfolge geregelt sein.

Rücktritt? Kürzlich noch „totaler Mumpitz“
Öffentlich hatte sich das zuletzt noch ganz anders angehört. „Totaler Mumpitz“, war Kerns Antwort am 3. September auf die Frage, ob er genug von der Politik habe. Dementsprechend irritiert haben am Dienstag dann die Genossen reagiert, als im Laufe des Tages das Gerücht von Kerns bevorstehendem Rücktritt durchgesickert ist.

Einige wenige waren allerdings noch gewillt, den Kurzzeit-Kanzler zum Bleiben zu bewegen. Am Ende sollte es auf einen Kompromiss hinauslaufen. Die ehemalige Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner solle Kern an der SPÖ-Spitzen nachfolgen. Damit wollte das Lager rund um Kern verhindern, dass die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures neue Parteichefin wird.

Danach wurde es turbulent. Rendi-Wagner soll auf starke Ablehnung gestoßen sein. Vor allem der Mangel an politischer Erfahrung würde gegen sie sprechen. So berichten es jedenfalls Sitzungsteilnehmer aus dem inneren SPÖ-Zirkel.

Wird Kern Spitzenkandidat der Europäischen Sozialdemokraten?
Am Ende der Sitzung hatten sich die Parteifunktionäre zähneknirschend zu einer ungewöhnlichen Vorgangsweise durchringen können: Kern wird für die SPÖ als Nummer 1 bei den EU-Wahlen nächstes Jahr aufgestellt. Möglich ist auch, dass er Spitzenkandidat der Europäischen Sozialdemokraten wird. Im Zuge des EU-Gipfels in Salzburg soll es dahingehende Gespräche geben. Inzwischen sucht man in der SPÖ weiter nach einer Person, die nach der Episode mit Kern an die Parteispitze gewählt werden soll.

Bereits kurz nach dieser Einigung waren aber Stimmen der Entrüstung zu hören. So könne die SPÖ nicht geführt werden, Kern solle sein Amt sofort abgeben, war aus der Partei zu hören.

Kern will „europäisches Erbe bewahren“
Kern selbst hatte seinen Entschluss, dass er entgegen früherer Absichten plötzlich bei den EU-Wahlen antreten werde, damit erklärt, dass er jetzt das „europäische Erbe bewahren“ will. Dienstagnacht wurde es dann noch grotesker: Trotz anfänglicher parteiinterner Verblüffung über Kerns Entscheidung verkaufte Bundesgeschäftsführer Max Lercher den außergewöhnlichen Schritt geradezu als Erfolg. Die ganze Partei würde hinter Kern stehen, hieß es.

Zuvor hatten Gerüchte die Runde gemacht, dass Kern auf ein Angebot aus der Privatwirtschaft, wie etwa von Russlands Energiekonzern Gazprom, gewartet hätte - daraus sei aber nichts geworden.

Kronen Zeitung

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